Wie stark binden Automobilhersteller Ihrem Eindruck nach die Blogger in ihre Kommunikation ein? Welche Unterschiede stellen Sie fest?

Das ist stark unterschiedlich. Bei fast allen Herstellern ist es kein Problem, über eine Akkreditierung auf den Internet-Presse-Portalen Zugang zu den Pressemitteilungen zu bekommen. Bei einigen Herstellern wird man voll und ganz als Online-Medium wahrgenommen und eingebunden, das bedeutet, dass für Blogger eigene Events organisiert werden, dass die Blogger eigene Ansprechpartner mit Entscheidungsgewalt haben und auch Testwagen gestellt werden etc. Aber es gibt auch Unternehmen, die das Thema Social Web – und Blogs insbesondere – falsch verstanden haben. Für diese Unternehmen dient Social Media nur als Marketinginstrument ohne Rückkanal. Oder es werden beispielsweise Vorgaben gemacht, wer was wie zu twittern hat. Zu guter Letzt gibt es auch noch Hersteller, die das Thema bisher völlig ignorieren, teilweise nicht mal auf Anfragen reagieren oder einen nur mit Standardantworten belohnen. Das ist doch sehr verwunderlich, gerade bei Unternehmen, die eine gewisse technologische Vorreiterrolle für sich in Anspruch nehmen, sich als Innovationsführer sehen und das Thema "Freude am fahren" in den Vordergrund stellen.

Können Sie z.B. feststellen, dass das Interesse seit einem bestimmten Zeitpunkt größer wird?

Wir haben schon das Gefühl, dass diverse Hersteller durch den Blogger Auto Award Anfang des Jahres die Auto-Blogger als relevanten Marketing-Kanal wahrnehmen. Zudem wird natürlich die fruchtbare Zusammenarbeit mit einigen Herstellern auch von der Konkurrenz wahrgenommen. Das Interesse wächst in den letzten Monaten auf jeden Fall spürbar. Einerseits, weil wir Auto-Blogger uns stark vernetzen und stärker gemeinsam auftreten, andererseits aber sicher auch, weil die Agenturen den Unternehmen das Thema immer wieder nahelegen.

Was ist Ihr Argument, weshalb die Hersteller Sie und Ihre Kollegen nicht ignorieren sollten?

Die Medienwelt verändert sich stark. Der Satz klingt ausgelutscht, aber wiegt wohl in den Kommunikationskanälen in denen es um Konsumgüter geht stärker, als in den "klassischen" Journalismus-Kanälen. Und egal, in welche "Schublade" man uns nun stecken möchte: Blogger, Online-Publisher ohne nachgelagertes Verlagshaus oder einfach jemand, der im Internet als Kommunikationswerkzeug arbeitet - wir sind überzeugt, dass wir einen exklusiven Mehrwert liefern. Es ist eine erste Welle an Aufmerksamkeit, die unter anderem durch Importeure in Deutschland nun über die Blogs mit dem Themenschwerpunkt "Automobil" schwappt. Und letztlich ist es eben auch so, dass wir Auto-Blogger durch eine enge Vernetzung bereits ein breites Publikum erreichen und damit auch das Argument der Reichweite relativiert wird. Durch die gegenseitige Verlinkung entsteht vor allem auch eine große Meinungsvielfalt, auf die der Leser direkten Zugriff hat. Und auch für die Hersteller ist das immer eine gute Sache: denn sollte die Meinung eines Bloggers über ein spezielles Modell nicht so positiv ausfallen, ist trotzdem auf andere Blogger verlinkt, die eine gänzlich andere Meinung haben können.

Reichweite ist also nicht das wichtigste Argument?

Natürlich fällt es schwer - gerade im Social Web - Reichweite sinnvoll zu messen. In jedem Fall aber ist unser Content nachhaltig, weil er eben nicht im Altpapier landet, sondern im Netz jederzeit aufrufbar bleibt, für jeden, der sich für ein Auto interessiert - und eben oft auch noch sehr prominent in den Suchergebnissen auftaucht. Und wie sich so ein Blogbeitrag im Internet verbeiten kann, weiß man vorher ja nie. Mit unserer engen Vernetzung ist Viralität ja auch ein Punkt, der für unsere Arbeit spricht.

Dass die Auto-Blogger aber überhaupt so eng zusammengerückt sind, ist etwas, das vor allem Jens Stratmann (rad-ab.com) ins Rollen gebracht hat, indem er eine Facebook Gruppe gründete, in der sich die Auto-Blogger eng austauschen können.

Wenn Sie regelmäßig eine Marke ins "Bloglight" stellen – ist das auch der Versuch der Autoblogger, Eigenmarketing zu betreiben und für Aufmerksamkeit zu sorgen?

Uns ging es vor allem darum, Hersteller für ihr Engagement zu belohnen - egal in welche Richtung. Wir wollten aber damit auch die Chance nutzen, zu zeigen, dass es da eine Gruppe von Bloggern gibt, die Menschen erreicht und nicht nur "für sich vor sich herschreiben". Insofern kann man das natürlich als Eigenmarketing bezeichnen, wir wollen damit bei den Herstellern ein wenig anklopfen und darauf aufmerksam machen: vergesst das Internet nicht! Aber es geht uns natürlich nicht nur um die "Aufmerksamkeit" als solches, sondern wir möchten eben auch tatsächlich einen Dialog zwischen den Herstellern und uns herstellen. Ein Treffpunkt hierfür ist eine Facebook Gruppe mit Mitgliedern aus der Autoindustrie und der Auto-Blogger Szene, die Bjoern Habegger (mein-auto-blog.de) ins Leben gerufen hat, um eben diesen Dialog zu ermöglichen.

Das "Bloglight" ist übrigens nicht die erste gemeinsame Aktion der Auto-Blogger: es gab zum Jahreswechsel bereits den Blogger Auto Award, bei welchem wir Auto-Blogger in verschiedenen Kategorien das beste Auto gewählt haben. Auf dieser Blogger Auto Award Website sammelt Jan Gleitsmann (auto-geil.de) nun auch zentral alle "Bloglights". In jedem Fall sieht man aber, dass bei uns ganz viele verschiedene Leute mit Leidenschaft das gleiche Thema verfolgen und dadurch immer weniger zu "übersehen" sind.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Sie arbeitet als freie Journalistin für die W&V. Sie hat hier angefangen im Digital-Ressort, als es so etwas noch gab, weil Digital eigenständig gedacht wurde. Heute, wo irgendwie jedes Thema eine digitale Komponente hat, interessiert sie sich für neue Technologien und wie diese in ein Gesamtkonzept passen.