Spotify und Deezer:
Streaming-Dienste wappnen sich mit Investorengeld und Zukäufen
Das Geschäft mit Streaming-Diensten wächst rasant - aber auch der Kampf um Kunden wird schärfer. Zwei große Player stärken sich jetzt für die Rivalität.
Die Musikdienste Deezer und Spotify rüsten sich für einen schärferen Wettbewerb um Kunden. Deezer holte sich statt des im Herbst abgesagten Börsengangs 100 Millionen Euro bei Investoren. Der Streaming-Marktführer Spotify kaufte zwei Unternehmen, die auf Dienste rund um Musik spezialisiert sind. Die Konkurrenz bei Musik aus dem Netz hat sich zugespitzt, seit Apple im vergangenen Sommer ins Geschäft einstieg.
Mit dem Geld will Deezer schneller neue Kunden gewinnen, neue Funktionen entwickeln und die internationale Expansion vorantreiben, wie das französische Unternehmen mitteilte. Außerdem sollen Kooperationen mit Mobilfunk-Unternehmen weiter ausgebaut werden, bei denen der Dienst mit einem Mobilfunk-Vertrag gebündelt wird.
Erstmals veröffentlichte ausführliche Zahlen im Zuge der Vorbereitungen zum Börsendebüt hatten allerdings auch eine Kehrseite solcher Deals aufgezeigt: Rund die Hälfte der gut sechs Millionen zahlenden Deezer-Kunden hatte den Dienst nicht aktiv genutzt.
Der Börsengang von Deezer sollte bis zu 400 Millionen Euro schwer werden und für Deezer einen Börsenwert von 1,1 Milliarden Euro festschreiben. Doch er wurde unter Hinweis auf ein schwieriges Marktumfeld abgesagt. Laut Medienberichten hatten sich Anleger zögerlich beim Kauf von Deezer-Aktien zu dem Preis gezeigt. Die Finanzspritze kommt jetzt vom Telekom-Konzern Orange und der Beteiligungsfirma Access Industries.
Spotify kaufte für einen nicht genannten Betrag die Firma Cord, die eine Plattform für Sprach-Mitteilungen entwickelte, sowie den Dienst Soundwave, der auf das Entdecken neuer Musik spezialisiert ist. Der Branchenpionier aus Schweden hat nach jüngsten Angaben aus dem Sommer 75 Millionen Nutzer, von denen 20 Millionen zahlende Kunden sind.
Apple startete seinen Streaming-Dienst im Sommer und knackte nach Informationen der "Financial Times" inzwischen die Marke von zehn Millionen Abo-Kunden. Der Service des iPhone-Konzerns hat im Gegensatz zu Spotify und Deezer keine Gratis-Variante mit Werbung. Die Musik-Konzerne bevorzugen Modelle mit einer monatliche Gebühr.
Dieser Wettbewerb unter den Streaming-Angeboten gibt der Musik-Branche nach vielen schwachen Jahren kräftig Auftrieb. 2015 wuchs der Umsatz im Deutschland nach vorläufigen Zahlen um 3,9 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro, wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) mitteilte. Dabei habe sich das Geschäft mit Streaming-Musik fast verdoppelt und mache nun 13,8 Prozent der gesamten Erlöse aus. Der Umsatzanteil der CD lag 2015 noch bei 61,2 Prozent, die Verkäufe gehen aber stetig zurück. Bei den Downloads gab es im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 2,6 Prozent. Mit einem Erlösanteil von 15,7 Prozent liegen sie nur noch unwesentlich über dem Streaming, bei dem die Musik direkt aus dem Internet abgespielt wird.