Sehr gut gelungen ist die Verbindung zu den Social-Media-Netzen, Twitter und Facebook sind eingebunden. Nicht nur als Weg raus aus der iPad-Zeitung, sondern sie finden auch ihren Weg hinein: Den Text über Sängerin Rihanna zum Beispiel bietet einen Blick auf ihre Twitter-Seite - und die aktualisiert sich live.

Auf die iPad-Gemeinde geht "The Daily" explizit ein, indem Apps und Spiele ein eigenes Ressort bekommen haben. Dem Verlag ist bewusst, dass die Zeitung nicht nur mit anderen Tagesmedien konkurriert, sondern mit allen Apps auf dem Brett - auch beliebten Spielen wie "Angry Birds". Empfohlene Apps, die das Leben erleichtern oder einfach nur Spaß machen, sind direkt auf den iTunes-Store verlinkt. Das dürfte Kooperationspartner Apple freuen.

Leider schwer zu testen von Deutschland aus: Inhalte des "Daily" lassen sich personalisieren nud lokalisieren. Wenn das klappt wie angekündigt, eine feine Sache. So bietet die Erstausgabe einen großen Sportteil zum anstehenden Superbowl. Termine und Historisches, so hieß es auf der Präsentation, lassen sich einstellen, je nachdem, welchem Team man folgen will. Andere Infos wie das Wetter passen sich dem angegebenen Aufenthaltsort an.

Weitere interaktive Elemente sind kurze Wissenstests mit vorgegebenen Antworten, die direkt ausgewertet werden, und eine Kommentierfunktion: Aus der App heraus kann der Leser Twittern, bei Facebook kommentieren, einen Artikel per Mail verschicken. Kommentare anderer Nutzer werden hier, ähnlich aufgebaut wie eine Twitter-Seite, angezeigt. Schmankerl: Auch Audio-Kommentare lassen sich aufnehmen und abspielen.

Alles in allem: "The Daily" ist ein ehrgeiziges Projekt, das täglich gut zu machen eine große Herausforderung ist. Für den ganz großen Wurf ist die iPad-Zeitung aber zu statisch. Von den tradierten Lesegewohnheiten entfernt sich "The Daily" nicht weit genug, was schade ist. Schließlich hat der Titel kein Print-Vorbild, das mit einem mutigen Konzept vor den Kopf gestoßen würde. Die Orientierung könnte besser klappen, die Leseführung innerhalb der Ressorts ist teilweise sehr verwirrend - was angesichts der sichtbaren Nähe zu Printstrukturen überrascht. Mehr interaktive Möglichkeiten wären schön. Die Bedienung, die in einem Vorspann und kurz auf der kargen Inhaltsseite vorgestellt wird, ist komplizierter als notwendig.

Einige schlaue Ideen und Werkzeuge werden aber sicher ihren Weg in weitere Nachrichten- und Magazin-Apps finden.

Zur Gestaltung von "The Daily" hat sich auch Designer Mario Garcia geäußert. Gelobt hat er dabei die Anzeigen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.