R29-CEO Philippe von Borries.

Zum Start von Refinery29.de gibt es 29 Porträts von Deutschlands inspirierendsten Frauen, dazu zählt das Team beispielsweise die Westwing-Gründerin Delia Fischer, Modemessen-Gründerin Annita Tillman oder die Bloggerin Daaruum. Es gibt Features, zum Beispiel über das Social-Media-Team von Angela Merkel, und ein Essay über eine Muslima und ihr künstliches Jungfernhäutchen.

50 Prozent der Inhalte entstehen lokal, 50 Prozent werden von dem amerikanischen Portal übernommen und übersetzt. Der Traffic kommt hauptsächlich über die Unterhaltungsthemen, die ernsthafteren Themen sollen aber dazu beitragen, die Marke aufzubauen und journalistisch aufzuwerten. Beim Markenaufbau soll auch eine Content-Syndication mit Spiegel Online helfen: Pro Woche verlinkt Spiegel.de mindestens einen Refinery-29-Artikel.

In den USA erreicht das Portal über seine Homepage 27 Millionen Unique Userinnen im Monat. Dazu kommen 175 Millionen Leserinnen, die über diverse Plattformen eingesammelt werden, darunter Facebook, Snapchat, Instagram, Youtube, aber auch neue Portale wie das Videoportal Younow. Drei Viertel des Traffics werden inzwischen über Videos erzielt. "Durch die Entwicklung von Mobile und Video hat sich der Fokus in den letzten 18 Monaten verschoben. Es geht viel mehr um Distribution als darum, die Leute zu unserer Webseite zu locken", sagt Borries.

400 Angestellte arbeiten in den Büros und Redaktionen in New York und Los Angeles, erst im November 2015 eröffnete ein 16-Leute-Büro in London. Das Geschäftsmodell ist das einer Distributed-Content-Agentur: 80 Mitarbeiter denken sich in der Inhouse-Agentur maßgeschneiderte Native-Advertising-Strategien und -Kreationen für Werbekunden aus. Weitere 80 Mitarbeiter sind für die redaktionellen Texte zuständig, die Videoredaktion umfasst derzeit ebenfalls 80 Leute, wächst aber am stärksten. Die anderen 160 Mitarbeiter verteilen sich auf die Bereiche Datenanalyse, Technologie und Sales.

Refinery 29 ist profitabel und wird 2016 nach eigenen Angaben erstmals einen neunstelligen Umsatz erreichen. Der Werbekonzern WPP und die Travelchannel Mutter Scripps Interactive Network haben zusammen 50 Millionen Dollar in den Content-Distributor investiert. Das privat finanzierte Medien-Startup wird inzwischen mit 300 Millionen Dollar bewertet, was etwa dem dreifachen des Umsatzes entsprechen dürfte.


Autor: Judith Pfannenmüller

ist Korrespondentin für W&V in Berlin. Sie schaut gern hinter die Kulissen und stellt Zusammenhänge her. Sie liebt den ständigen Wandel, den rauhen Sound und die thematische Vielfalt in der Hauptstadt.