Mehr zu den Hintergründen: Teil 1, Teil 2, Teil 3

Der DDV, den die Redaktion auch schon vor der ersten Veröffentlichung des Skandals angefragt hatte, reagiert gegenüber W&V Online bislang eher zurückhaltend. „Der DDV prüft den Vorgang gerade intensiv. Wenn sich herausstellen sollte, dass die Vorwürfe, die gegen einige Firmen im AIDA-Verbund bestehen, sich für die Firma Aida Gesellschaft für E-Directmarketing mbH bewahrheiten sollten, wird der Verband mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln reagieren,“ lässt Paul Nachtsheim, DDV-Geschäftsführer, auf Anfrage wissen. Ein DDV-Insider sagte gegenüber W&V Online, man denke über einen Ausschluss nach, wolle aber erst alle Implikationen juristisch prüfen. Ende Oktober treten die Gremien wieder zusammen, die über weiteres befinden können.

DDV-Mitgliedschaft ausgenutzt

Aber: Noch ist die Aida GmbH Mitglied im Verband. Bis vor kurzem war auch auf der Website noch das entsprechende Verbands-Logo zu sehen, im Impressum wird darauf hingewiesen. Dieses Logo hat eindeutig Vertrauen geschaffen, denn die Kunden, die W&V Online gesprochen hat, haben genau diesem vermeintlichen Gütesiegel getraut. Unter anderem auch acht Händler, die auch bei Trusted Shops registriert waren. Ebenfalls einem Siegel, dem die Branche Vertrauen entgegen bringt. Die Organisation hatte in einem Newsletter an ihre Mitglieder für ein Media-Angebot der Aida GmbH offen Werbung gemacht. Immerhin hat man in Köln sofort reagiert, als ruchbar wurde, dass die empfohlene Firma oftmals äußerst schlechte Leistung lieferte sowie die Vorkasse einbehielt. Sofort, nachdem im Händler-Forum von Trusted Shops darüber diskutiert wurde, habe man die restlichen Mitglieder „vor Vertragsabschlüssen mit der Aida GmbH gewarnt.“ Und auch sonst hat die Organisation Konsequenzen gezogen: „Trusted Shops lehnt seitdem Media-Buchungen von Fremdfirmen an seine Mitglieder bis auf weiteres strikt ab,“ so Mitgründer und Geschäftsführer Ulrich Hafenbradl.

Auch bei den Betroffenen hat er Schadensbegrenzung betrieben: Den betroffenen Mitgliedern habe man „kulanzhalber Kompensation im Gegenwert von 1.000 Euro angeboten, die von allen Beteiligten dankbar angenommen wurde.“ Aber der Knackpunkt bleibt auch hier: Gerade die DDV-Mitgliedschaft hatte bei Trusted Shops für die Aida GmbH Vertrauen geschaffen. Der Deal zwischen beiden kam nämlich erst zustande, nachdem sich Trusted Shops vom Verband die Mitgliedschaft beim Dialogmarketingverband hatte bestätigen lassen.

Mit einem der betroffenen Händler sprach W&V Online. Er ist einer von einer Handvoll Kunden, die sich alle nach Erscheinen des Beitrags bei W&V Online meldeten und von Unregelmäßigkeiten berichteten. Der Trusted-Shops-Kunde jedenfalls ist entsprechend aufgebracht – denn sein Gerichtstermin mit der Aida GmbH und Steffen Lutz F. platzte – die Insolvenz kam dazwischen. Eine bekannte Masche: Auch als die erste Firma aus dem Konglomerat, die Aida Media Ltd 2007 Insolvenz anmeldete, liefen Gerichtsverfahren und offene Forderungen ins Leere. Steffen Lutz F. machte weiter mit seinen E-Mail-Marketing-Geschäften unter der Aida GmbH und später der ausländischen Roundup Media, die – so hat es eine Quelle W&V Online bestätigt - bis vor kurzem noch Verträge abgeschlossen hat.

Nun scheint das Konglomerat noch eine weitere Firma zu umfassen - und auch die ist Mitglied im DDV.

Mehr dazu am morgigen Freitag.