In einem offenen Brief, der am Donnerstag hausintern verteilt worden ist, will die Arbeitsnehmer-Vertretung wissen, welche Folgen eine etwaige Komplettübernahme des G+J-Verlags durch Bertelsmann auf die künftige Ausrichtung, die verlegerischen Konzepte sowie auf die Beschäftigung im Printhaus hat. Vor allem um die Arbeitsplätze macht sich G+J-Betriebsratsvorsitzender Achim Diekmann große Sorgen. Denn: Seit Wochen kursieren bereits hausintern massive Gerüchte über einen massiven Personalabbau von mehreren Hundert Mitarbeitern. "Intern wurde über Abbau von 400 Stellen gesprochen“, heißt es in dem offenen Brief. Hierauf vom Betriebsrat angesprochen, wiegelt aber die Geschäftsführung die Spekulationen ab. Sie teilt den Belegschaftsvertretern mit, dass sie diese Gerüchte nicht kenne und daher auch öffentlich nicht kommentieren wolle. Allerdings räumt die G+J-Führungsspitze ein, dass "gegenwärtig eine schwierige wirtschaftliche Situation im Anzeigen- und Vertriebsmarkt besteht, so dass hohes Kostenbewusstsein weiter in allen Bereichen erforderlich ist. Und auch künftig werden Anpassungsmaßnahmen ebenfalls unvermeidbar seien, die aber zur Zeit noch nicht in der Planung sind“, teilt die G+J-Geschäftsführung dem Betriebsrat mit.

Die Angst der Belegschaft vor einem Personalabbau ist nicht unbegründet, falls die Jahr-Familie ihre 25,1-prozentige Beteiligung im Tausch gegen Anteile des Mutterkonzers abgibt. In diesem Fall kann der Bertelsmann-Chef im Hamburger Zeitschriftenhaus problemlos durchregieren. Rabe könnte einen tiefgreifenden Sparkurs anordnen, um die Rentabilität von Gruner +Jahr weiter zu steigern. Was dann dem Rotstift zum Opfer fällt, ist schwer abzuschätzen. Wahrscheinlich ist, dass vor allem die seit Jahren defizitäre Wirtschaftspresse um die "Financial Times Deutschland" (FTD) neu geordnet wird. Doch auch das Flaggschiff "Stern" könnte es treffen.

Update: Der Führungswechsel bei Gruner + Jahr ist perfekt: Julia Jäkel wird Zeitschriften- und Digital-Vorstand. Der CEO-Posten bleibt zunächst unbesetzt.