Karrierestudie:
Frauen bewerben sich weniger um Führungsposten
Eine Studie legt nahe, dass das Phänomen der wenigen Frauen in Chefetagen vielleicht auch eine andere Ursache hat: Es gibt zu wenig Bewerbungen.
Frauen wollen nicht so gern Chef sein. Das ergeben die Daten des jüngsten Personalpanels des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Zwar stellen Frauen fast 45 Prozent aller Beschäftigten, sie sind aber nur zu 29 Prozent in Chefetagen zu finden. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass sie gar nicht so motiviert sind, überhaupt ein Boss zu werden. Nur 32 Prozent der Bewerbungen um Führungspositionen kommen von Frauen.
In mehr als vier von zehn Unternehmen wird gerade einmal jede zehnte Bewerbung um eine leitende Funktion von einer Frau eingereicht. Besonders in der Metall- und Elektroindustrie sind nur 13,2 Prozent aller Chefbewerbungen von Frauen, wohingegen sich bei gesellschaftsnahen Dienstleistungen 41,2 Prozent Frauen für einen Führungsjob bewerben.
Gerade bei zunehmender Größe des Unternehmens gehen verhältnismäßig weniger Bewerbungen von Frauen auf Chefposten ein. Die Studienautoren begründen das damit, dass die Hierarchieebenen mit der Größe des Unternehmens zunehmen und dass dort mehr Zeit für das Chefsein aufgewendet werden muss - was einige Frauen mit ihren familiären Verpflichtungen nicht immer aufbringen könnten.
Wo die Gründe liegen
Das IW nennt vor allem fehlende Strukturen zur Kinderbetreuung und mangelnde Teilzeitmöglichkeiten als Grund für die Bewerbungsschwäche. Wird dies in Betrieben angeboten, steigt auch der weibliche Anteil in der Führungsetage, so die Studie. Auch ist es wohl eine Frage der beruflichen Ausbildung.
"Die horizontale Segregation auf dem deutschen Arbeitsmarkt stellt gerade für Unternehmen in der Industrie ein zentrales Hindernis auf dem Weg zu einer größeren Repräsentanz von Frauen in Leitungsfunktionen dar, da dort für Führungsfunktionen nicht selten technische und naturwissenschaftliche Qualifikationen vorausgesetzt werden", heißt es.
In manchen Firmen werden Führungspositionen auch in Teilzeit ausgeübt. Nach den Studiendaten IW-Personalpanels trifft dies auf etwa ein Fünftel der Unternehmen zu. Die Ergebnisse nimmt das industrienahe Institut zum Anlass, um sich gegen eine Quote in den Führungsetagen auszusprechen.
Das Fazit: "Es besteht die Gefahr, die Anreizstrukturen in den Unternehmen extern entscheidend zu verändern und damit letztlich die Wettbewerbsfähigkeit einzuschränken."
Für das Panel wurden rund 1200 Personalverantwortliche und Geschäftsführer befragt.