Es gibt kein fertiges Patentrezept, weil man Employer Branding nicht nach Schablone praktizieren kann und dann einfach fertig ist. Trotzdem wissen wir, was zu tun ist. Employer Branding ist ein dauerhafter Prozess. Das heißt wir werden nie aufhören, uns damit zu befassen, was uns als Arbeitgeber ausmacht und was wir gemeinsam besser machen können. Dafür sind wir als HR gefragt, aber auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst.

Adäquater Lohn, attraktive Benefits und ein gutes internes Klima sind die Basis und das Fundament für eine starke Arbeitgebermarke. Mit Employer-PR- Maßnahmen und engmaschiger, interner Kommunikation versuchen wir, das Wesen und die Vorteile als Arbeitgeber zu kommunizieren.

Junge Agentur.

Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu

a, Home-Office

Home-Office gibt es bei uns nur in Einzelfällen, da wo es sinnvoll und notwendig erscheint. Eine allgemeine Policy gibt es dafür nicht, da unserer Erfahrung nach, das volatile Geschäft eine schnellen persönlicher Austausch regelmäßig notwendig macht.

b, Sabbaticals

Sabbaticals ermöglichen wir unseren Mitarbeitern nach zwei bis drei Jahren. Die Kollegen sollen die Zeit bekommen, die sie brauchen, um Wünsche von fernen Reisen oder ähnlichem zu verwirklichen.

c, flexible jährliche Urlaubszeiten

Wir haben natürlich flexible Urlaubszeiten. Dennoch ist es wichtig, dass die Kollegen sich untereinander abstimmen. Aber ich glaube, das ist nicht ungewöhnlich und nachvollziehbar.

d, flexible Arbeitszeiten/Gleitzeit

Wir bieten unseren Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten an. Man kann bei uns um 8:00 Uhr starten, spätestens aber um 9:30 Uhr und dann sind es acht Stunden bei einer einstündigen Pause.

e, Job-Tausch

Im Zuge der neuen DACH-Strukturen arbeiten wir bereits täglich länderübergreifend. Ob virtuell oder ganz analog, es gehen mittlerweile viele Prozesse Hand in Hand und Projekte werden gemeinsam gestemmt. Perspektivisch ist ein "Mobility Program" avisiert, dass das Thema Austausch für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen noch mehr systematisieren soll und und auch im Sinne eines Weiterbildungs-Benefits ausgestalten soll. Kurz: ja, Austausch gibt es und es wird ausgebaut.

f, Möglichkeiten für eigene Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?

Aktuell noch nicht. Wir arbeiten gerade übergreifend für die DACH Region am CSR Thema für Vice und ich hoffe, dass ich in Q2 2019 schon viel mehr dazu sagen kann.

g, bezahlte Überstunden? Es gibt bei uns die Möglichkeit halbe und ganze Tage als Ausgleich für Mehrarbeit zu nehmen.

Party gehört auch dazu.

Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter? (Und wenn ja, haben Sie eventuell ein Foto davon für uns?)

Wir grillen gut und gerne, von März bis September, einmal im Monat. Frühstücken einmal pro Monat mit allen 130 People zusammen und machen gerne Sport. Der Vice FC spielt seit Jahren auf überwiegend gutem Niveau in der Medienliga Berlin-Brandenburg und hat einen eigenen Trainingsplatz ganz in der Nähe.

Wenn ihr ein dröhnendes "Oooohmmm" in Nähe Jannowitzbrücke hört, dann könnte das unser Yoga Kurs sein. Zusätzlich bieten wir einen Crossfit- und Kickboxing-Kurs an. Außerdem setzen wir auch auf kleinere Aktionen: Im Dezember gibt es unseren speziellen Adventskalender. Jeden Tag gibt es hier tollen Präsente, das ist für die Kolleginnen und Kollegen ein Fest. Und ja, natürlich ist unsere Weihnachtsfeier mit der traditionellen Vice Band legendär.

Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?

VICE hat gerade die erste globale Mitarbeiterumfrage zu Wege gebracht und die Ergebnisse sind positiv. Gerade aufgrund unserer derzeitigen Herausforderung in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Fokus zu ändern. Wir sind nun eine gemeinsame DACH-Region und lösen uns vom lokalen Fokus.

Konkret zeigen die Ergebnisse, dass sich die Belegschaft sich sehr stark mit der Marke Vice identifiziert. Unser Engagement-Score liegt in allen Ländern im mittleren Bereich oder darüber. Die Kollegen schätzen dabei zum Beispiel in der Schweiz die Nähe zur Unternehmensleitung, in Österreich die Vice Academy und in Deutschland die vielen Sportangebote und Events.

Aktuell sind wir im HR Bereich dabei, gegenseitig voneinander zu lernen, mit dem Ziel in allen Ländern der DACH-Region den Mitarbeitern das Gleiche HRM-Value anzubieten.

Blick in die Büroräume.

Hand aufs Herz: Wie ist bei Ihnen die Frauenquote?

Aktuell und das gilt für alle Offices in DACH liegen wir in einem ziemlich genauen 50/50-Verhältnis. Wir legen großen Wert darauf, immer ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen in jeder Abteilung, in jeder Hierarchieebene und jedem Team, zu realisieren. Auch im C-Level sind wir paritätisch besetzt.

Natürlich richten wir uns aber auch nach den jeweilig erforderlichen Kompetenzen, auch wenn es unser Ziel ist, ausgeglichen zu besetzen. Ich will zudem noch anmerken, dass es für mich fast anachronistisch ist, diese Frage so zu stellen. Wir wollen nämlich auch, dass Menschen, die sich weder zu dem einen noch dem anderen Geschlecht zuordnen, bei uns wohl fühlen.

Und: Ich glaube, wir sind ferner eines der wenigen Agenturen/Publisher, die sich ganz bewusst dafür entschieden haben, Menschen mit Behinderung zu integrieren. Das alles verstehen wir nicht als Pflichterfüllung, sondern als Herzensangelegenheit und liegt in unserer DNA.

Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45? Und unter 25?

Die Liste derer, die über 45 Jahre alt sind, ist eher kurz. Und auch wenn wir in diesem Jahr deutlich seniorer geworden sind, liegt unser Durchschnittsalter aktuell bei etwa 32 Jahren. Wir produzieren eben Content für eine junge Generation, da wäre es auch komisch, wenn wir alle Silver Ager wären. Wenngleich ich auch ganz deutlich hervorheben möchte, dass wir allein wegen des Alters noch nie jemand ausgeschlossen haben.

Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?

Etwa 2-4 Jahre.

Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?

Sowohl als auch. Bei uns hat jeder seinen eigenen Schreibtisch (auch wenn wir regelmäßig intern umziehen). Wer junge Menschen beschäftigt, kommt sich jedoch zuweilen so vor wie in einer großen WG und da muss zwischendurch mal aufgeräumt werden. Das machen wir jeden Freitag zum Feierabendbierchen, dass es dann immer ab 17 Uhr gibt.

Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?

Wir legen die Gehälter zwar nicht offen, aber wir arbeiten hart daran, dass Ziel "Equal Pay" bis Ende 2018 zu erreichen.

Dann wollen wir natürlich wissen: Was verdient ein Junior bei Ihnen im ersten Jahr?

Ich finde es immer sehr schwierig auf eine so pauschale Frage zu antworten. Equal Pay bedeutet ja nicht, dass alle das Gleiche verdienen. Die Frage ist doch auch, welche Vorbildung und Erfahrung bringt der oder die JuniorIn mit, welche sonstigen Expertisen zeichnet die Person aus, um welchen Beruf handelt es sich, wie sieht der Arbeitsmarkt in dem genauen Berufszweig aus etc.

Wenn ich jetzt also sage, zwischen 1800 und 2900 Euro, dann ist das für den geneigten Leser sicherlich unbefriedigend, entspricht jedoch der Realität. Sorry.

Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von Matt, Scholz & Friends und Serviceplan finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen.

Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen in unserem Dossier Gehalts-Check

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Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.


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