Kalanick beauftragte die neue Personalchefin Liane Hornsey nun, die Vorwürfe dringend zu prüfen. Zudem kündigte auch Verwaltungsratsmitglied Arianna Huffington eine unabhängige Untersuchung an. Die Gründerin der Online-Zeitung "Huffington Post" veröffentlichte ihre E-Mail-Adresse bei Twitter, damit sich Betroffene bei ihr melden können.

Vorwürfe sexueller Diskriminierung sind nicht neu in der von Männern dominierten Arbeitswelt der Tech-Industrie. In den vergangenen Jahren sorgte unter anderem die Klage von Ellen Pao gegen die berühmte Risikokapital-Firma Kleiner Perkins für Aufsehen. Pao konnte die Geschworenen jedoch nicht davon überzeugen, dass sie in ihrer Karriere benachteiligt wurde, weil sie eine Frau ist. Die neuen Vorwürfe gegen Uber sind aber drastischer als bisherige Fälle, weil sie das Bild von einem Unternehmen zeichnen, in dem Sexismus zum System gehört.

Fowler schrieb, während ihres Jahres bei Uber sei der Anteil von Frauen in ihrem Bereich von 25 Prozent auf drei Prozent gesunken. Neben den Sexismus-Beispielen beschrieb sie auch, wie Manager einander bewusst schadeten, um schnell Karriere zu machen. Das habe für Chaos gesorgt und die Arbeit behindert.

Uber geriet in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik nicht nur wegen der aggressiven internationalen Expansion mit der Missachtung geltender Regeln, sondern auch wegen des Verhaltens seiner Führungskräfte. So sorgte der Top-Manager Emil Michael vor gut zwei Jahren für massive Kritik mit öffentlichen Gedankenspielen, man könne kritische Journalisten ausforschen, um Material gegen sie in der Hand zu haben. Michael behielt seinen Job.

Uber-Chef Kalanick stand zuletzt in der Kritik, weil er im Wirtschaftsrat des US-Präsidenten Donald Trump saß. Er gab den Posten im Beraterstab dann schnell wieder auf. "Der Gruppe anzugehören sollte nicht bedeuten, Unterstützer des Präsidenten oder seiner Agenda zu sein", schrieb Kalanick in einer E-Mail an seine Belegschaft. Aber unglücklicherweise sei es genau als das missverstanden worden. Der Twitter-Hashtag "#DeleteUber" (lösche Uber), den Kritiker damals in Umlauf gebracht hatten, tauchte am Montag nach den Sexismus-Vorwürfen wieder häufiger bei dem Kurznachrichtendienst auf. (dpa)


W&V Redaktion
Autor: W&V Redaktion

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Artikel mit "W&V-Redaktion" gekennzeichnet sind. Zum Beispiel, wenn mehrere Autor:innen daran mitgearbeitet haben oder wenn es sich um einen rein nachrichtlichen Text ohne zusätzliche Informationen handelt. Wie auch immer: Die redaktionellen Standards von W&V gelten für jeden einzelnen Artikel.