Man sollte gern im Team und auch teamübergreifend arbeiten. Die Kollegen und der Chef prüfen bei der Einstellung auch, ob jemand als Person passt.

 

Können Sie ein paar typische Berufsbilder näher charakterisieren? Wie sieht die tatsächliche Praxis hinter dem Titel aus?

Beim Online Marketing wäre das der Social Media Manager. Da geht es darum, Tools zu verwalten, Features zu entwickeln und Content zu generieren. Im E-Commerce-Bereich reicht die Bandbreite von Entwicklern, die Dev Ops, die Projekte mitbegleiten. Aber auch Product Owner, Prozessmanager, Scrum Master, Projektleiter. Und auch das User Experience Team für Otto.de ist sehr groß. Wir suchen alle Profile, die übergreifend an der Plattform arbeiten.

Die Product Owner sind für ein Feature oder ein Tool verantwortlich. Das ist dann etwa bei Otto.de die Suchmaschine. Aber da geht es um Usability, Technik, die Abstimmung mit den anderen Abteilungen, das Tagging der Produkte. Kurz gesagt: Der Product Owner ist für alles verantwortlich, was den Erfolg seines Produkts betrifft. Verwaltet das Budget, hat den Zugriff auf Experten, geht in die Schnittstellen-Meetings.

Was sind die größten Herausforderungen für Sie dabei, diese Kandidaten zu finden?

Wir arbeiten mit unserem Employer Branding kontinuierlich auch daran, dass Image einer alten Traditionsmarke aufzubrechen. Wir merken das auch bei unserem neuen Auftritt, bei dem wir Persönlichkeiten besser herausstellen und das Eis auch durch lockere Wirkung brechen. Wir merken da auch ganz stark einen Aha-Effekt, wenn wir die Chance haben, ins Gespräch zu kommen.

 

Was sind die schwierigsten Positionen?

Die ganz tiefen Experten, die, wo es so gefühlt zehn in Deutschland gibt. Also beispielsweise Experten für Facebook Marketing, Suchmaschinen-Marketing.

Natürlich haben wir genug Futter, um auch Menschen auszubilden. Wir schauen uns unsere Praktikanten, Werkstudenten und Azubis genau an und sind auch offen für Abschlussarbeiten. Aber bei manchen Dingen brauchen Sie sofort einen Experten.

Und: Wir würden jeden Tag Entwickler einstellen.

Ein anderes schwieriges Feld sind interessanterweise Jobs mit Führungsfunktion. Es ist nicht so, dass alle Chef werden wollen. Viele wollen lieber fachlich arbeiten und weniger organisatorisch.

 

Wie haben Sie Recruiting und Personalmarketing verändert, um auf die höhere Schwierigkeit bei der Kandidatensuche einzugehen?

Wir haben früh verstanden, dass HR Marketing und Recruiting knallhartes Vertriebsgeschäft sind. Darauf haben wir uns auch ausgerichtet. Unser Personalmarketing ist zwar in HR angesiedelt, aber wir nutzen die gleichen Hebel, die Sie für die Vermarktung von Produkten nutzen würden. Wir sind auf allen Social-Media-Kanälen unterwegs, überall, wo man sich als Arbeitgeber präsentieren kann. Wir machen eigenes Onsite-Marketing, optimieren selbst für Google. Und immer mit Appell. Den gleichen Blick haben wir auf Veranstaltungen, auf die wir gehen.

Auch im Recruiting-Prozess hat sich die Perspektive gedreht. Jetzt ist eine ganz entscheidende Frage: Wie können wir eine bequeme Candidate Experience schaffen? Eine Online-Bewerbung etwa muss so einfach wie möglich sein. Möglichst wenig Fragen am Anfang, niedrige Hürden, eine Bewerbung abgeben zu können. Dann lieber danach Gespräche führen und Informationen einholen. Und wir betreiben Active Sourcing, gehen also selbst auf potenzielle Kandidaten zu.

Wie hat sich die Unternehmenskultur in den letzten Jahren verändert? Stichpunkt Agil, Work-Life-Balance, flexible Modelle.

Wir beschäftigen uns immer wieder mit der Frage, was wir tun können, damit Mitarbeiter zufrieden und glücklich sind? Das interessiert uns intern genauso wie bei Kunden. Was können wir tun, damit sie sich weiter entwickeln können, gesund bleiben, performen können, eine tolle Kultur vorfindet? Wir merken schon, dass die Mitarbeiter anspruchsvoller werden. Wir haben Kulturformate in der Mittagspause.

Ein Gesundheitsprogramm mit eigenem Fitnessstudio. Gleitende Arbeitszeiten gibt es bei Otto ohnehin schon ewig. Wir haben auch eine Mobil-Offensive: Jeder Mitarbeiter erhält ein Notebook. Das sind alles Dinge, die wir zum agilen Arbeiten brauchen. Und das ist für unseren Erfolg nötig.

Teilzeitmodelle – auch in Führungsrollen – sind kein Problem. Und wir fördern beispielsweise auch Profisportler. Natürlich müssen die Rahmenbedingungen des jeweiligen Jobs auch hergeben – aber wir finden immer eine Lösung. Das macht uns auch Spaß – und strahlt auf unsere Arbeitgebermarke ab.

"Was sucht eigentlich...?" ist ein neues Format zum Relaunch von W&V Online. Wir zeigen dort regelmäßig, welche Jobprofile im Marketing, besonders im Digitalbereich, Arbeitgeber suchen, was sie darunter verstehen und was sie Kandidaten bieten. Und: Wir freuen uns über Ihr Feedback. Mehr über den neuen Digital-Auftritt von W&V auf Facebook und Twitter unter #rethought.


Autor: Ralph-Bernhard Pfister

Ralph Pfister ist Koordinator am Desk der W&V. Wenn er nicht gerade koordiniert, schreibt er hauptsächlich über digitales Marketing, digitale Themen und Branchen wie Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. Sein Kaffeekonsum lässt sich nur in industriellen Mengen fassen. Für seine Bücher- und Comicbestände gilt das noch nicht ganz – aber er arbeitet dran.