Zweitens. "Endlich wieder richtig groß".

So hat W&V-Chefredakteur Jochen Kalka seine Eindrücke vom ersten Tag der Screenforce Days zusammengefasst. Klar, so manch einer wurde ans Vorgängermodell Telemesse erinnert, das irgendwann mit Riesenscreenings und branchenfremden Besucherströmen ausuferte und auf Eis gelegt wurde. Aus dem Forschungs-lastigen TV-Wirkungstag wurde nun auf Wunsch vieler Vermarkter und Werbekunden der 2-tägige Screenforce Day.

Aber dieser Schuh passt der Gattung, die nach wie vor das größte Stück vom Werbekuchen abbekommt: große Bühne, viele Trailer, Lean-Back-Situation für Agenturen und Werbekunden, Emotionen, der unmittelbare Vergleich der TV-Marken auf einen Schlag. Aber auch das Eingeständnis durch Gastgeber Krapf, dass er sich doch mehr TV-Zuschauer für alle Zielgruppen wünschen würde.

Vielleicht passt das Motto von Jean-Remy von Matt ganz gut zu den Screenforce Days: "Relevanz und Firlefanz". Was der Werber heutzutage braucht, um mit Reklame aufzufallen, kann auch der Gattung TV im Kampf gegen die übermächtige Bewegtbildkonkurrenz nicht schaden.

Drittens. Was wollen eigentlich die Werbekunden?

Die erwartete Schelte der werbungtreibenden Wirtschaft im Vorfeld des Gattungstreffens blieb auch dieses Jahr nicht aus.  Neben der allgemeinen Reichweitenschmelze bei steigenden Kampagnenkosten kritisierte die OWM vor wenigen Tagen bei W&V auch die Zusammensetzung der Werbeblöcke. Sie seien überfüllt mit Eigenwerbung und TV-Spots, die Sender für ihre Startup-Beteiligungen im Rahmen von Media-for-Equity-Modellen ausstrahlen. Kurzum: Der Werbebranche ist das Fernsehen zu selbstbewusst, zu teuer, zu wenig steuerbar.

Das mag alles stimmen. Aber warfen nicht auch Werbungtreibende Print auf unzähligen Veranstaltungen vor, nicht selbstbewusst genug zu sein und Zeitschriften sowie Zeitungen durch niedrige Anzeigenpreise zu entwerten? Auch will die OWM Fernsehen zukünftig auf Basis der tatsächlich erreichten Kontakte abrechnen, Dinge, die Digitalwerbung selbstverständlich gemacht hat. Aber selbst hier reiben sich die Unternehmen zunehmend, weil ihre Werbung in unsichere Umfelder entgleiten oder gar nicht erst sichtbar sein könnte.

Was wollen denn eigentlich die Werbekunden? Unklar. Aber offensichtlich Druck aufbauen bei den verschiedenen Gattungen. Und um Konditionen pokern. 

Weitere Eindrücke von den Screenforce Days finden Sie hier in unserem Liveblog.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.