Jubiläum:
50 Jahre W&V: Es begann mit Ludwig Erhard
Für Werben & Verkaufen ist das Neue Jahr ein Jubiläumsjahr: 2013 feiern wir mit einer Reihe von Aktionen den 50. Geburtstag der Marke W&V. Christof Wadlinger blickt für W&V Online zurück in frühere Werbejahre.
Für Werben & Verkaufen ist das Neue Jahr ein Jubiläumsjahr: 2013 feiern wir mit einer Reihe von Aktionen den 50. Geburtstag der Marke W&V. Christof Wadlinger blickt für W&V Online zurück in frühere Werbejahre.
Ende Februar 1963 wurde die Nullnumer von W&V gestreut, einige Wochen später ging das neue vierzehntägliche Blatt in Serie.
Knapp 6.200 Zeitschriften gab es 1963 in Deutschland, ein rundes Dutzend davon befasste sich mit den Themen Werbung, Verkauf und Marktforschung. Ganz neu schien die Idee eines weiteren Fachblattes für die Kommunikationsbranche damals demnach nicht zu sein. Dennoch willigte Franz Greiser, Manager beim Süddeutschen Verlag in München, nach entsprechender Prüfung ein, als der britische Verlag Business Publications zusammen mit einem deutschen Partner ein Äquivalent seines Fachblattes "Advertiser’s Weekly" in Deutschland auf den Markt bringen wollte.
Der 1914 in Breslau als Sohn eines Chefredakteurs der "Schlesischen Volkszeitung" geborene Franz Greiser, studierter Volkswirt, war seit 1961 im Süddeutschen Verlag für die Bereiche Zeitschriften und Neuentwicklungen verantwortlich. Davor war er beim Zentralausschuß der Deutschen Werbewirtschaft (heute: Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft ZAW) in Bonn (heute: Berlin) tätig gewesen. Als Herausgeber für W&V wurde die neue Gesellschaft Europa-Fachpresse-Verlag gegründet, an der Business Publications und der Süddeutsche Verlag jeweils 50 Prozent der Anteile hielten.
Der Werbemarkt hatte 1962 nach den Erhebungen der Hamburger "Gesellschaft für Wirtschaftsanalyse und Markterkundung Kapferer & Schmidt", aus der später Nielsen wurde, ein Bruttovolumen von knapp drei Milliarden Mark. Binnen zehn Jahren hatte sich das Volumen etwa versechsfacht. 1,4 Milliarden Werbemark entfielen auf Inserate in Zeitungen, 1,1 Milliarden Mark auf Magazine. Fernsehwerbung kam im Jahr vor dem Start des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF, am 1. April 1963) auf einen Werbeerlös von 0,28 Milliarden Mark. Zum 1. März 1963 waren in Deutschland 7,6 Millionen TV-Geräte angemeldet, Tendenz rasant steigend. Noch hatten nicht einmal zwei Fünftel der 19,4 Millionen Haushalte in der Bundesrepublik und Westberlin ein Fernsehgerät. Die gesamte verkaufte Auflage der Tagespresse betrug etwa 17 Millionen. Damit hatten rein rechnerisch über 80 Prozent aller Haushalte eine Zeitung.
Vierzehntägig, im Rotationsdruck schnell produziert und somit immer aktuell sollte das neue Fachblatt W&V sein – wohingegen andere Werbefachtitel eher die wissenschaftliche oder die How-to-do-Schiene fuhren. Als Vorbild diente nicht zuletzt "Advertiser‘s Weeky". Der britische Titel hatte eine Auflage von gut 12.000 Exemplaren pro Woche. Ein wichtiger Anspruch war, ein freies Forum für alle Fragen, die Werbung und verkauf betreffen, zu sein. Alle Leser, also die Werbe- und Medienbranche, sollten zugleich "Mitarbeiter" von W&V sein und Nachrichten sowie Neuigkeiten aus ihren Unternehmen und Meinungen mit einbringen – User Generated Content vor einem halben Jahrhundert.
Die Nullnummer von W&V wurde in einer Auflage von 28.000 Ende Februar breit in der Branche gestreut – und stieß dort anscheinend auf großes Interesse. Das zeigen die in der ersten regulären W&V-Ausgabe vom 4. April 1963 abgedruckten Leserreaktionen. "Ihr Kind scheint außergewöhnlich vital, munter und attraktiv zu sein", schrieb etwa der Leiter der Agentur Dr. Hegemann. Der Bezirks-Direktor der Deutschen Eisenbahn-Reklame lobte, dass sich W&V „grundsätzlich von allen mir bekannten Fachblättern unterscheidet". Trotz vieler Mängel sei schon die Nullnummer ein "gutes Lesevergnügen" gewesen, fand der Vizepräsident des Deutschen Werbeclubs und ein Verkaufsförderungsleiter von Ronson begrüßte die "konzentrierten Informationen". "Sie können mit ihrem unakademischen Informationsstil wirklich eine Lücke schließen", äußerte auch die Leiterin des Kuriosa Verlags.
Die W&V-Redaktion umfasste zu Beginn drei Personen. Als Chefredakteur fungierte Wolfgang Herbst, der zuvor Hauptwerbeleiter bei der "Süddeutschen Zeitung" war. Das weitere Team umfasste Peter Reichard und Bernd Glocke. Ende des Jahres hatte W&V bereits rund 3000 feste Abonnenten. Und die Investitionen der werbungtreibenden Wirtschaft in Inserate und Rundfunk-Spots sollten im W&V-Startjahr um rund zehn Prozent zunehmen.
Sie haben noch kein W&V-Abo? Dann wird's nach 50 Jahren aber höchste Zeit....