Der Werbemarkt hatte 1962 nach den Erhebungen der Hamburger "Gesellschaft für Wirtschaftsanalyse und Markterkundung Kapferer & Schmidt", aus der später Nielsen wurde, ein Bruttovolumen von knapp drei Milliarden Mark. Binnen zehn Jahren hatte sich das Volumen etwa versechsfacht. 1,4 Milliarden Werbemark entfielen auf Inserate in Zeitungen, 1,1 Milliarden Mark auf Magazine. Fernsehwerbung kam im Jahr vor dem Start des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF, am 1. April 1963) auf einen Werbeerlös von 0,28 Milliarden Mark. Zum 1. März 1963 waren in Deutschland 7,6 Millionen TV-Geräte angemeldet, Tendenz rasant steigend. Noch hatten nicht einmal zwei Fünftel der 19,4 Millionen Haushalte in der Bundesrepublik und Westberlin ein Fernsehgerät. Die gesamte verkaufte Auflage der Tagespresse betrug etwa 17 Millionen. Damit hatten rein rechnerisch über 80 Prozent aller Haushalte eine Zeitung.

Vierzehntägig, im Rotationsdruck schnell produziert und somit immer aktuell sollte das neue Fachblatt W&V sein – wohingegen andere Werbefachtitel eher die wissenschaftliche oder die How-to-do-Schiene fuhren. Als Vorbild diente nicht zuletzt "Advertiser‘s Weeky". Der britische Titel hatte eine Auflage von gut 12.000 Exemplaren pro Woche. Ein wichtiger Anspruch war, ein freies Forum für alle Fragen, die Werbung und verkauf betreffen, zu sein. Alle Leser, also die Werbe- und Medienbranche, sollten zugleich "Mitarbeiter" von W&V sein und Nachrichten sowie Neuigkeiten aus ihren Unternehmen und  Meinungen mit einbringen – User Generated Content vor einem halben Jahrhundert.

Die Nullnummer von W&V wurde in einer Auflage von 28.000 Ende Februar breit in der Branche gestreut – und stieß dort anscheinend auf großes Interesse. Das zeigen die in der ersten regulären W&V-Ausgabe vom 4. April 1963 abgedruckten Leserreaktionen. "Ihr Kind scheint außergewöhnlich vital, munter und attraktiv zu sein", schrieb etwa der Leiter der Agentur Dr. Hegemann. Der Bezirks-Direktor der Deutschen Eisenbahn-Reklame lobte, dass sich W&V „grundsätzlich von allen mir bekannten Fachblättern unterscheidet". Trotz vieler Mängel sei schon die Nullnummer ein "gutes Lesevergnügen" gewesen, fand der Vizepräsident des Deutschen Werbeclubs und ein Verkaufsförderungsleiter von Ronson begrüßte die "konzentrierten Informationen". "Sie können mit ihrem unakademischen Informationsstil wirklich eine Lücke schließen", äußerte auch die Leiterin des Kuriosa Verlags.

Die W&V-Redaktion umfasste zu Beginn drei Personen. Als Chefredakteur fungierte Wolfgang Herbst, der zuvor Hauptwerbeleiter bei der "Süddeutschen Zeitung" war. Das weitere Team umfasste Peter Reichard und Bernd Glocke. Ende des Jahres hatte W&V bereits rund 3000 feste Abonnenten. Und die Investitionen der werbungtreibenden Wirtschaft in Inserate und Rundfunk-Spots sollten im W&V-Startjahr um rund zehn Prozent zunehmen.

Sie haben noch kein W&V-Abo? Dann wird's nach 50 Jahren aber höchste Zeit....