Werbewirtschaft warnt Politik:
Auftritt OMG und OWM: Keine Lust auf weitere Werbeverbote!
Doch keine regionalen TV-Spots, weniger Werbung bei ARD und ZDF: Die Agenda der Medienpolitiker schreckt OMG und OWM auf. Klaus-Peter Schulz und Joachim Schütz legen ein Veto gegen weitere Werbeverbote ein.
OMG und OWM wollen mit einem Statement die heißen Debatten um gleich zwei mögliche Werbeverbote vom Tisch fegen: Die Organisation der Mediaagenturen (OMG) und die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) wollen weder den Bann regionalisierter TV-Werbung noch eine Einschränkung der Werbe- und Sponsoringmöglichkeiten bei ARD und ZDF. Über beide Themen wollen die Landesväter am Donnerstag entscheiden. Zwei Tage vorher warnen die Spitzenverbände der deutschen Werbewirtschaft vor "politischem Regulierungswahn in der Werbe- und Medienpolitik" – hier in Person des neuen OMG-Sprechers Klaus-Peter Schulz:
"Durch die Digitalisierung haben sich die Marktverhältnisse und -bedingungen grundsätzlich geändert. Dieser regulatorische Eingriff durch eine rückwärtsgewandte Medienpolitik würde deutsche Anbieter im Wettbewerb mit den globalen Playern, die keinerlei Vorgaben unterliegen, klar diskriminieren."
Zusammen mit Joachim Schütz, Geschäftsführer der OWM, fordert Schulz die deutsche Politik nun auf, "keine Änderungen im Rundfunkstaatsvertrag vorzunehmen, die zum Nachteil deutscher Medienunternehmen, Agenturen und werbender Unternehmen" seien. Schulz ist vor allem das vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erlaubte regionalisierte Werben in nationalen TV-Sendern ein Anliegen – das vor wenigen Tagen nach Rückzug des Landes Bayern aus seiner Veto-Rolle wieder in Gefahr ist. Ein Verbot soll nun mit Festschreibung im 17. Rundfunkänderungsstaatsvertrag zum 1. Januar 2016 in Kraft treten. OMG-Mann Schulz warnt aus Sicht der Mediaagenturen: "Wenn die Ministerpräsidenten nun ein Verbot regionaler TV-Werbung gegen die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig vom 17. Dezember 2014 betreiben, wird dies dem deutschen Werbemarkt langfristigen Schaden zufügen." ProSiebenSat.1 hatte die Offerte vor dem Kadi durchgerungen und seit Jahresstart – sehr zum Frust regionaler Medien wie Zeitungen, Radio oder Lokal-TV – mit Erfolg und wachsender Kundenzahl angeboten.
Auch das von einigen Politikern immer wieder geforderte Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen TV und Radio werde von OWM und OMG klar abgelehnt, heißt es am Dienstag. OWM-Mann Schütz hebt hervor, dass die Werbe- und Sponsoringmöglichkeiten in ARD und ZDF "elementar wichtig für viele werbende Unternehmen" seien. Ein Verbot schädige in erster Linie "den werbenden Mittelstand in den Regionen und verwehrt diesen für die deutsche Wirtschaftskraft bedeutenden Unternehmen den Zugang zu hochwertigen Programmumfeldern und damit zu wichtigen Bevölkerungsgruppen". Bereits in der Vergangenheit sind die Werbeumfelder durch die Politik reduziert worden. Das Mehr an Gebühren durch den Wechsel zum haushaltsbezogenen Rundfunkbeitrag könnte nun als Gegenfinanzierung für die weitere Reduktion der Werbezeiten genutzt werden, fordern einige Gruppen.
Beide Verbände würden nun gern die Regulierung zurückfahren statt sie weiter zu erhöhen. Bei der ARD etwa wird vor allem ein Weniger an Funkwerbung diskutiert; ein Vorschlag des Privatfunkverbandes VPRT sieht vor, dass sich alle öffentlich-rechtlichen Wellen mit dem NDR-Vorbild zufrieden geben und nur noch in einer Welle pro ARD-Anstalt maximal 60 Minuten pro Tag werben sollten. Derlei Einschränkungen würden der deutschen Werbe- und Medienwirtschaft aus Sicht der beiden Branchenverbände "deutlichen Schaden" zufügen, so OMG und OWM.
Update: Die Betroffenen wehren sich auch gegen mögliche Spotreduzierungen – in Form der ARD-Tochter AS&S, die bei GfK Media & Communication Research eine Studie zur Werbeakzeptanz in Auftrag gegeben hat. Demnach lehnen 77,3 der Bevölkerung eine Werbereduzierung bei ARD und ZDF ab, wenn dadurch der Rundfunkbeitrag steigen würde. 50 Prozent der Befragten plädieren demnach im Gegenzug für eine Ausweitung der TV-Werbung auf die Zeit nach 20 Uhr, wenn dadurch der Rundfunkbeitrag sinken würde. Bei den Radiohörern liege der Zustimmungswert für eine Ausweitung der Werbezeiten im Radio bei 54 Prozent, würde dadurch der Rundfunkbeitrag niedriger ausfallen. Bernhard Cromm, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der ARD-Werbegesellschaften, resümiert: "Im Sommer 2015 sehen sich die Menschen auch hierzulande mit vielen elementaren Fragen konfrontiert, bei denen die Politik um Lösungen ringt. Bei den hohen Zustimmungswerten darf man sich nicht wundern, dass die ganz große Mehrheit der Bevölkerung keinerlei Interesse an der Diskussion über Werbereduzierung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt."