FDP :
Autorisierungswahn: "taz" druckt Rösler-Interview ohne Antworten
Die FDP zog die Antworten ihres Parteichefs Philipp Rösler im Interview mit der "taz" zurück. Nun erscheint das "Gespräch" mit viel weißer Fläche.
Nicht zum ersten Mal meutert die "tageszeitung" (taz) gegen ein autorisiertes Interview. An diesem Dienstag erscheint ein Gespräch mit FDP-Chef Philipp Rösler – allerdings ohne seine Antworten. Der Politiker habe sich zwar ausführlich geäußert, versichert "taz"-Chefredakteurin Ines Pohl der Nachrichtenagentur "dpa". Doch bei der Autorisierung habe FDP-Sprecher Peter Blechschmidt die Äußerungen so nicht mehr freigegeben. Blechschmidt bestätigt die Entscheidung. Rösler sei durchaus bereit, über Persönliches zu sprechen, sagt der Sprecher. Allerdings habe sich die Zeitung auf das Thema Hass konzentriert. Daraufhin habe die Parteizentrale entschieden: "In diesem Duktus sind wir mit dem Interview nicht einverstanden und geben es nicht frei."
Eine Stunde lang hätten zwei "taz"-Redakteurinnen mit dem Vizekanzler über Koalitionsstreit und Steuerpolitik, aber auch über Hassmails und Rassismus sowie Röslers asiatische Wurzeln gesprochen, heißt es im "taz"-Hausblog. Rösler habe auf alles geantwortet, doch bei der Zusendung zur Autorisierung hieß es Angaben zufolge seitens der FDP-Pressestelle, das Interview werde nicht freigegeben, weil Rösler sein asiatisches Äußeres im Wahlkampf nicht zum Thema machen wolle.
Die "taz" hat sich übrigens als erstes Blatt gegen die sich breit machende PR-Taktik gewehrt, nur noch autorisierte Interviews zu geben. 2003 ließ die Zeitung den damaligen SPD-Geschäftsführer Olaf Scholz auflaufen. Die von ihm frei gegebene Fassung enthält so viele Änderungswünsche, dass die "taz" das Interview kurzerhand mit geschwärzten Antworten druckt und es zum Aufmacher macht. Im Pressekodex heißt es seither zwar "Ein Wortlautinterview ist auf jeden Fall journalistisch korrekt, wenn es das Gesagte richtig wiedergibt". Doch ändern kann das an der Praxis wenig. Die Proteste der Medien häufen sich zurzeit - hier eine Auflistung. Immer wieder haben Prominente aus Politik, Sport, Film und Fernsehen versucht, Interviews zu lenken oder bei Nichtgefallen zurückzuziehen.
___________________________________________________________
ps/dpa