Der Tiefe Fall des Steve Bannon

Bannon hatte Breitbart 2016 zunächst verlassen, um für Trumps Wahlkampfteam zu arbeiten. Er galt als ein entscheidender Faktor für Trumps Wahlsieg im November, weil er Trumps Energie und massentaugliche Fähigkeiten mit Populismus und organisatorischer Härte kurzschloss.

Nach dem November machte Trump Bannon zu seinem Chefstrategen - der Höhepunkt seiner Macht, sein Einfluss wurde als gewaltig beschrieben. Den Abriss des administrativen Staates nannte er als ein Hauptziel. Bannon bezeichnete sich als ökonomischen Nationalisten, war strikt anti-globalistisch und anti-kosmopolitisch. An seine Adresse gab es anhaltende Vorwürfe des Rassismus. Dass eine so umstrittene Figur wie Bannon es ins Weiße Haus geschafft hatte, galt vielen als Skandal.

Im Sommer 2017 musste Bannon auf Trumps Druck das Zentrum der Macht verlassen, fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem er an Bord von Trumps Team gekommen war. Rasch legte er den feinen Zwirn offizieller Auftritte ab und schlüpfte wieder in seine hemdsärmelige Art: Cargohosen, Dreitagebart, verwuschelte Haare.

Bannon kehrte zu Breitbart News zurück und wollte die Seite als rechte und nationalistische Plattform nutzen. "Nuklear" wollte er seinen publizistischen Einfluss nutzen. Er plante, Breitbart News als Sprachrohr seiner Anti-Establishment-Bewegung auszubauen. Er war sich breiter Unterstützung auch von ultrarechter Seite sicher. Via Breitbart wollte er bei den im November anstehenden Kongresswahlen eigene, populistische Kandidaten durchsetzen.

Bannon schrieb zu seinem Rücktritt: "Ich bin stolz darauf, was Breitbart in so kurzer Zeit erreicht hat - eine Weltklasse-Nachrichtenplattform." Die Klickzahlen waren allerdings im Vergleich zum Wahljahr 2016 extrem eingebrochen, auch Werbekunden verließen die Seite.

Finanziell ist Bannon in seiner Zeit bei der Investmentbank Goldman Sachs und in Hollywood zu einigem Reichtum gekommen. Politisch steht er mit dem Rücktritt bei Breitbart vor dem Nichts. "Sloppy Steve", hatte Trump dem Ex-Mitstreiter nach dessen Fall einen seiner berüchtigten Twitter-Stempel aufgedrückt, "schlampiger Steve". (Martin Bialecki, dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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