Gender Pay Gap:
BBC-Moderatorin kündigt - wegen ungleicher Bezahlung
Die BBC steht in der Kritik: Bis zu 50 Prozent zahle sie Männern mehr als Frauen. Jetzt zieht eine langjährige Korrespondentin die Konsequenzen und schmeißt hin.
Eine führende Journalistin der BBC hat im Streit um ungleiche Bezahlung im Vergleich zu männlichen Kollegen ihren Posten aufgegeben. Männer in der gleichen Position bekämen mindestens 50 Prozent mehr Gehalt als Frauen, kritisierte Carrie Gracie, bisherige BBC-Bürochefin in China, in einem offenen Brief auf ihrer Webseite.
"Die BBC gehört Ihnen, den Gebührenzahlern", schreibt sie. "Deshalb glaube ich, haben Sie das Recht zu wissen, dass man hier gegen das Gleichstellungsgesetz verstößt und dem Ruf nach einer fairen und transparenten Gehaltsstruktur nicht nachkommt."
Gracie warf der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt eine "verschwiegene und illegale Bezahlungskultur" vor. Mit dem Schritt ziehe sie die Konsequenzen aus einer Weigerung ihres Arbeitgebers, die Bezahlung männlicher und weiblicher Chefs internationaler BBC-Büros anzugleichen. Sie kehre nun auf ihren früheren Posten in der TV-Redaktion in London zurück.
Eigenen Angaben zufolge verdient die Journalistin im Jahr 135.000 Pfund pro Jahr (rund 152.000 Euro). In einem Radiobeitrag am Montag sagte Gracie, sie wolle nicht mehr Geld, sondern Gleichbehandlung. Ein Angebot einer Gehaltserhöhung um 45.000 Pfund habe sie abgelehnt. "Ich denke, Gehälter an der Spitze sind inakzeptabel hoch, sowohl für Moderatoren als auch für Stars verschiedener Art und für Manager."
Vergangenen Sommer hatte die BBC erstmals die Gehälter ihrer Top-Moderatoren in Radio und Fernsehen veröffentlicht. Dabei kam heraus, dass von 96 Top-Verdienern der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt nur ein Drittel Frauen sind. Die am besten verdienende Frau bei der BBC war damals die TV-Moderatorin Claudia Winkleman - sie erhält ein jährliches Salär zwischen umgerechnet rund 509.000 und 565.000 Euro.
In einem Radiogespräch innerhalb des BBC-Programms nahm Carrie Gracie zu ihrer Entscheidung Stellung.
W&V Redaktion/dpa