BDZV: Zeitungsverlage forcieren Paid Content
Deutschlands Zeitungsverlage entwickeln neues Selbstbewusstsein, wenn es um die Refinanzierung ihrer Inhalte im Internet geht. 20 Titel planen noch in diesem Jahr den Einstieg in den Paid Content.
Noch vor einigen Jahren hätten sich Zeitungsverlage Hohn und Spott ausgesetzt, wenn sie im Internet für ihre Inhalte Geld verlangt hätten. Doch der Druck auf die Anzeigenmärkte steigt. Und die Verlage entwickeln neues Selbstbewusstsein, wenn es um die Refinanzierung ihrer Inhalte im Internet geht, zumindest wenn es um exklusiv recherchierte Inhalte geht.
20 Zeitungen planen laut Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) noch in diesem Jahr, auf ihren Webseiten Bezahlinhalte anbieten zu wollen, darunter die "Badische Zeitung", die "Mittelbayerische Zeitung", die "WAZ", die "Braunschweiger Zeitung" und diverse Titel der Madsack-Gruppe. 20 weitere Zeitungen, allen voran Springer mit "Hamburger Abendblatt" und "Berliner Morgenpost", aber auch "Hannoversche Allgemeine", oder das "Göttinger Tageblatt" sammeln bereits Erfahrungen mit Pay-Angeboten. "Die Gratismentalität der Zeitungsnutzer ist nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor ein paar Jahren," sagt BDZV-Multimedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Fuhrmann. Dies wollen Verlage mit Fremium-Modellen für sich nutzen. Fuhrmann: "Verlage brauchen Bezahlmodelle, da die Onlinewerbeerlöse zur Refinanzierung nicht ausreichen."
Die Anzeigenmärkte sind weiter unter Druck. 85 Millionen Euro Umsatz (-2,2 Prozent) gingen 2011 verloren, so dass die Zeitungen 2011 nur noch knapp 3,8 Milliarden Euro mit Anzeigen und Beilagen umsetzten. Dem stehen zwar 77 Millionen Euro mehr Vertriebsumsätze (rund 4, 7 Milliarden Euro) gegenüber, ein Plus von 1, 7 Prozent. Doch insgesamt stagniert der Markt bei Gesamtumsätzen von 8,5 Milliarden Euro (-0,1 Prozent).
2012 ist die Lage erneut dramatisch: Laut Nielsen sind die Bruttowerbeerlöse in den ersten sechs Monaten um 4,9 Prozent zurückgegangen. Vor allem der Handel, der zwei Drittel der Tageszeitungseinnahmen ausmacht, reduzierte seine Budgets erneut um 30 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr war das Tageszeitungsvolumen des Handels um 15 Prozent geschrumpft. "Die Schlecker-Pleite, aber auch Umbrüche bei den Kunden Metro und Praktiker schlagen sich auf unser Geschäft nieder," sagt Jörg Laskowsky, BDZV-Geschäftsführer Verlagswirtschaft. Umso wichtiger werde in Zukunft das Vertriebsgeschäft. Bereits jetzt trägt es 55 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Zur Erinnerung: In den fetten Jahren machten die Zeitungen zwei Drittel ihres Geschäfts mit Werbeeinahmen.