Mathias Döpfner hat früh aufs Digitalgeschäft gesetzt (Foto: Axel Springer).

Klar ist aber auch: Das einstige Kerngeschäft Print lahmt und wird in der Mitteilung zum Halbjahr nicht einmal mehr separat erwähnt. Der Medienkonzern rechnet damit, dass steigende Werbeerlöse die sinkenden Vertriebseinnahmen, zum Beispiel durch den Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften, nicht mehr übertreffen werden. Als Grund werden vor allem Währungseffekte genannt. Erwartet wird fürs Gesamtjahr deshalb nun ein Umsatz auf Vorjahresniveau – stabil anstelle von leichtem Wachstum. Beim Ebitda hält der Konzern indes an den Prognosen fest.

Doch scheint der Ausgleich zumindest in Teilen geglückt. Mit fast 398.000 zahlenden digitalen Abonnenten (IVW Paid Content 6/16) entwickelten sich die Bezahlmodelle von "Bild" und "Welt" aus Springer-Sicht "weiter positiv". Im Vorjahresvergleich erzielten sie demnach ein Wachstum von 20,4 beziehungsweise 17,9 Prozent.

Dass das Ebitda der Bezahlangebote dennoch nach dem ersten Halbjahr bei 83 Millionen und damit um 18,1 Prozent unter dem Vorjahr liegt, (Vorjahr: 101,3 Millionen), führt Springer auf die "geplanten Wachstumsinvestitionen" in "Business Insider" und das mobile News-Angebot Upday zurück. Die nationalen Angebote – darunter "Bild" und "Welt" verzeichneten einen Ebitda-Anstieg von 4,3 Prozent. Die Rendite im Segment liegt derzeit bei 11,7 Prozent - nach 13,5 Prozent im Vorjahr.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner sieht sich in seiner Strategie bestätigt.

"Mit gezielten Akquisitionen wie zuletzt mit E-Marketer im strategischen Wachstumsmarkt USA und im Bereich der Rubrikenangebote haben wir unsere Marktposition weiter verbessert. Wir sind zuversichtlich, dass sich unsere Investitionen in digitales Wachstum zunehmend auszahlen."

Der Verkauf von Print wirkt sich derweil positiv auf die Zahlen aus. Die vorzeitige Darlehenstilgung der Funke Mediengruppe (Ende April, 260,3 Millionen inklusive Zinsen) führt nach Konzernangaben zum "deutlichen Anstieg des frei verfügbaren Cashflows" - von knapp 87 auf jetzt 117 Millionen Euro innerhalb des letzten Halbjahres. Springers Nettoverschuldung wurde so Ende Juni auf 844 Millionen Euro reduziert; ende des Vorjahres waren es noch knapp 1,1 Milliarden Euro.

Weitere Verkäufe in dem Segment stehen an: Die Vertriebstochter des Hamburger Verlags Gruner + Jahr darf den verbliebenen Zeitschriftenvertrieb des Medienhauses Springer übernehmen: Die Zustimmung der Kartellbehörden liege jetzt vor, teilte der DPV am Dienstagbend mit. Damit kann die Integration des Vertriebs der rund 300 Titel sowie von "Auto Bild", "Computer Bild" und "Sport Bild" in den DPV wie geplant starten.

Die Übernahme war Ende Mai dieses Jahres angekündigt worden. Der DPV ist eine hundertprozentige Tochter von Gruner + Jahr. Seinen Zeitungsvertrieb mit den Marken "Bild" und "Welt" wird Springer weiterhin selbst betreiben.

ps/dpa


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.