Live-Video-Strategie:
Bild-Streamingdienst erhält die Rundfunkzulassung
Bild wird TV-Marke: Bewegtbilder sind schon seit langer Zeit Bestandteil des "Bild"-Newsangebots im Web. Jetzt ist der Weg offiziell frei für den digitalen Streamingdienst der Axel-Springer-Tochter.
Das Timing könnte kaum besser sein: Inmitten der größten Krise, die unsere Welt seit Jahrzehnten gesehen hat, erhielt die Bild GmbH in dieser Woche eine Rundfunklizenz, um das lineare Streaming-Angebot "BILD Digital Live TV" auf den Weg zu bringen. Wie die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) mitteilt, hatte die Springer-Tochter Ende Januar einen entsprechenden Zulassungsantrag gestellt. Die unbefristete Zulassung nach §20a des Rundfunkstaatsvertrages erfolgt vorbehaltlich der medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KeK). Danach wird das geplante Programmangebot mehrere lineare Sendeformate umfassen, darunter Live-Berichterstattungen über Ereignisse, Talk-Formate und auch Sportveranstaltungen. Aktuell sendet BILD Live schon verschiedene Formate, unter anderem "Corona News Live", der Politik-Talk "Die richtigen Fragen", der Fußball Talk "Reif ist Live" oder "Corona Klartext" mit Sigmar Gabriel und Wolfgang Bosbach. Die Live Streamings sind über bild.de, Facebook, Youtube und außerdem via IPTV bei waipu.tv zu sehen. Bis zu zwei Millionen Live-Views am Tag werden nach Springer-Angaben derzeit von den Zuschauern bei BILD Live gesehen.
Erst ein Sieg, dann die Niederlage
Im Sommer 2018 hatte die Bild ersten Ärger wegen seiner Video-Angebote "Bild live", "Die richtigen Fragen" und "Bild-Sport-Talk mit Thorsten Kinhöfer". Damals hatte die ZAK die über die Bild-Seite veröffentlichten Streams als zahlungspflichtigen Rundfunk eingestuft, was zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung führte. Nachdem das Berliner Verwaltungsgericht einem Eilantrag des Medienhauses Axel Springer erstinstanzlich noch stattgegeben hatte, stufte dasselbe Gericht ein Jahr später das Livestream-Angebot der Bild-Zeitung als zulassungspflichtigen Rundfunk ein. Wichtigstes Kriterium war dabei, dass das Livestream-Angebot auf einem Sendeplan beruhe. Einige Monate darauf folgte dann der Zulassungsantrag der Springer-Tochter. Laut einer Mail, die Bild-Chef Julian Reichelt zum Jahreswechsel an seine Mitarbeiter verschickt hat, wird Bild Digital Live TV kein neuer Nachrichten-Sender sein, sondern sich zu großen Teilen aus von Nutzern generierten Inhalten speisen. Wann der Sender konkret live gehen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
Stärkung von Video im Fokus von Springer
Eine weitere Stärkung des Streaming-Bereichs hatte der Springer-Konzern Ende September des letzten Jahres angekündigt. Danach sollten in den nächsten drei Jahren mehr als 100 Millionen Euro in Wachstumsprojekte bei Bild und Welt für die Bereich Live-Berichterstattung, Paid Content und Sport fließen – bei gleichzeitigen Einsparungen im Bereich News Media National in halber Höhe. Im Zentrum der Bemühungen stünde, so Springer, vor allem die Live-Video-Strategie von Bild.