Produziert wird die edle Schwester der "Grazia" von Klambt teilweise zusammen mit den italienischen Lizenzgebern Mondadori, die "Flair" in Italien - allerdings als reine Modezeitschrift - herausbringen. Der italienische Einfluss lässt sich nicht verbergen: "Flair" wirkt wie ein Bummel durch die Mailander Nobelpassage Galleria Vittorio Emanuele II. Allerdings verkommt der Text bei so viel Bildhaftem regelmäßig zur Nebensache, Typo und Fotostrecken gleiten gelegentlich in einen unnötigen Retro-Look ab. Dabei sind die redaktionellen Einfälle lesenswert - wie etwa die Diskussion um Wohl und Wehe der Freundschaftspflege via Facebook oder die Homestory über den Mode-Producer Alexandre de Betak, dessen Mallorca-Domizil wahre Neidgefühle auslöst. Diese Geschichte – Interieur gemixt mit einem Mode-Aspekt – könnte auch den Weg in die Italien-Ausgabe der "Flair" finden. Wenn es thematisch passt, sollen die Wohngeschichten dort ein zweites Zuhause finden. Als Ausstieg aus dem Heft dient die Seite "Rue de Flair": Hier finden die Leserinnen Geheimtipps der Redaktion für die verschiedenen Metropolen der Welt. Zum Auftakt geht es in die Via del Governo Vecchio in Rom, gleich neben der weltberühmten Piazza Navona.

Fazit: Klaus Dahms Team hat die Zielsetzung nicht aus dem Auge verloren. Konzept, Aufmachung und Inhalt verleiten zum Schwelgen in Luxus für Haut und Heim. Um die gewünschten 100.000 Leserinnen langfristig zu binden, braucht es aber ein wenig mehr Unverwechselbarkeit als nur ein doppeltes Cover, einen dualen Ansatz und teure Bilder. Wie eingangs erwähnt: Viele Elemente erkennt die Hedonistin aus Magazinen wie "AD" oder "Vogue", die sie im Zweifelsfall schon auf dem Minotti-Beistelltisch liegen hat. Einzigartig ist der Preis des Monatsmagazins im Luxussegment: "Flair" kostet nur 3,50 Euro ("Vogue" und Konsorten sind bei sechs Euro aufwärts). Die Anzeigenpreise bewegen sich indes auf Zielgruppen-Niveau: 19.500 Euro sind für die 1/1-Seite fällig. Aber die Lieblingsmarken der Hedonistinnen wie Louis Vuitton, Escada, JAB Anstoetz oder auch Lancôme haben die Premiere von "Flair“ dennoch begleitet.

Wie Branchenprofis das Magazin aus dem neu gegründeten Klambt-Trend Verlag bewerten, lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der W&V (EVT: 16.08.).


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.