Blogger vs. Verlag: Mario Sixtus und Christoph Keese streiten sich wieder
Das Thema Leistungsschutzrechte sorgt für einen erneuten Schlagabtausch zwischen Mario Sixtus und Christoph Keese. Online-Journalismus sei "scheiße", wirf der eine vor, Sixtus offenbare nur seine Unkenntnis, kontert der andere.
Das Thema Leistungsschutzrechte sorgt für einen erneuten Schlagabtausch zwischen den beiden Lieblings-Feinden Mario Sixtus und Christoph Keese. Im Interview mit dem Online-Portal "Initiative gegen Leistungsschutzrechte" (IGEL) wettert Blogger Sixtus gewohnt launig gegen den Wunsch der Verlage nach einem Leistungsschutzrecht für Presseverlage.
Sixtus sieht darin lediglich den Versuch, "eine Art finanzielles Grundrauschen in die Kasse zu bekommen." Zur Erinnerung: die Verlage argumentieren, dass sie sich gegen eine unentgeltliche Ausnutzung ihrer Angebote im Internet zur Wehr setzen müssten. Sie verlangen, im Online-Bereich nicht schlechter gestellt werden als andere Werkvermittler, etwa Plattenfirmen. Im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP ist die Forderung aufgegriffen.
Sixtus sieht allerdings kaum Eigenleistung der Verlage im Online-Journalismus. Der sei "größtenteils scheiße" und bestehe überwiegend aus "lieblos unredigierten Agenturmeldungen", die "einfach raus gepumpt werden." Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs der Axel Springer AG, ist ein bekannter Wortführer für das Leistungsschutzrecht. Er antwortet in seinem eigenen Blog auf das Interview mit Sixtus und wirft ihm Unkenntnis vor. "Vielleicht schauen Sie zwischendurch doch mal wieder in einer Redaktion vorbei", schlägt er dem Blogger vor.
Natürlich gebe es Nachrichtenereignisse, die zunächst nur mit einer Agenturmeldung gemeldet würden, "um damit schnell live zu gehen", gesteht Keese. Schon die Geschwindigkeit, mit der Braking News online gingen, sei aber eine Leistung. Vor allem folge danach aber schnell ein eigener Nachrichtentext, Kommentar oder Essay. Sixtus würde nur einmal flüchtig auf die Seite schauen und missmutig seinen Daumen senken, ist der Verlagsmann überzeugt.
Die Diskussion um Leistungsschutzrechte zeigt einmal mehr, dass ein tiefer Graben zwischen Alpha-Bloggern und Verlagen verläuft. Aber auch die Gewerkschaften bekommen bei Sixtus ihr Fett weg. Sie "sind ja primär Clubs für Festangestellte und arbeiten weniger im Sinne freier Autoren", ist er überzeugt. Dass die Einnahmen durch ein Leistungsschutzrecht auch tatsächlich bei den Autoren ankommen, scheint Sixtus nicht zu glauben: "Das sind ja bisher alles nur sehr vage Zusagen. Aber irgendein Springer-Fuzzi wird das auf irgendeiner Veranstaltung mal gesagt haben. Daraufhin hat Verdi applaudiert."