Braucht man Turis XXL-Magazin also? Jenseits des Kaffeetischs nicht unbedingt. Das "Plädoyer für Slow Media" ist hochwertiges Gattungsmarketing für Print und entsprechend mit Anzeigen ausgestattet worden. Hier und da hat Turi es mit dem Content Marketing übertrieben. Zumindest das floskelhafte Interview mit Peter Wippermann ("Verlage müssen sich verändern") hätte man sich sparen können. Falsch ist übrigens Wippermanns Vergleich zwischen Printmedien und Pferden: Gedrucktes werde als Luxusgut so gefragt sein wie der Reitsport in der Freizeit der Deutschen, so die These, und:

"Wir haben heute in Deutschland mehr Pferde als vor dem Ersten Weltkrieg".

Hier hat sich der Trendforscher vergallopiert: Auf 4,2 Millionen Gäule beziffert Statista.com das damalige Kaiserreich, heute sind es 1,1 Millionen.

Was im Turi-Buch fehlt, ist der Blick für das große Ganze. Man erfährt etwas über einzelne Medien und über ihre Macher, aber wenig über die Marketingmodelle und die Werbungtreibenden, die das alles finanzieren.

Trotzdem macht Turis gepflegter Print-Ausflug Spaß. Und was kann man besseres von einem 200-Seiten-Titel sagen, in dem es u.a. um Gurken-Produktion geht? Ein Extra-Punkt verdient sich Peter Turi übrigens für die Art und Weise, wie er auf seiner Website für das neue Print-Produkt wirbt, z.B. Auszüge daraus als Video-Interview veröffentlicht. Content Marketing kann er.


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Autor: W&V Redaktion

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