Das Geschäft zeigt klar, dass Tageszeitungen sterben werden. Bezos selbst hat ja im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt, er lese keine Zeitungen und glaube nicht, dass diese in 20 Jahren noch existierten. Nun wird er versuchen, die Erkenntnisse aus seiner Arbeit mit Amazon auf den Journalismus zu übertragen. Das ist definitiv ein gewaltiger Gewinn für die Gesellschaft.

Werden Medien – wie beispielsweise Fußball-Vereine - ein Hobby der Superreichen?

Dies gilt zuvorderst sicherlich für den angelsächsischen Bereich, wo Bürgerengagement eine ganz andere Bedeutung besitzt als hier zu Lande. Aber ich bin mir sicher, dass auch Deutsche mit großem Privatvermögen in den kommenden Jahren in den Bereich Journalismus investieren werden.

Wird der US-Trend auf den deutschen Printmarkt schwappen?

Er ist längst da. Tageszeitungen sterben. Und es gibt kein einziges Indiz, das etwas anderes anzeigen würde.

Young & Rubicam hat vor Kurzem ermittelt, dass Printmarken in den vergangenen Monaten massiv an Strahlkraft und Wert verloren haben – darunter auch die renommierte "FAZ". Wie können die Häuser gegensteuern?

Sie müssen sich endlich der Digitalisierung öffnen. Derzeit gibt es unendlich viel Be- und Verharrung. Das elende Leistungsschutzrecht ist ein Beweis dafür, wie wenig bereit deutsche Verlage für das 21. Jahrhundert sind. Natürlich werden sie von sich etwas anderes behaupten. Tatsächlich aber machen sie sich rasend viel Gedanken darüber, wie sie Inhalte verkaufen können - statt über der Frage zu brüten, welche Inhalte sich über Werbung und Bezahlung refinanzieren lassen. Sie benehmen sich wie Gastronomen, die jedes Detail von Kassensystemen auswendig kennen, aber nicht mal einen Koch im Auge haben. Das wird nicht gutgehen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.