dapd schluckt Bild-Agentur Picture Press von Gruner + Jahr
Die Berliner Nachrichtenagentur dapd erwirbt von Gruner + Jahr die Foto-Agentur Picture Press. Geplant ist, dass die Nachrichtenagentur mit Gruner + Jahr im Syndicationgeschäft zusammenarbeitet.
Die Berliner Nachrichtenagentur dapd baut ihr Geschäft auf dem hart umkämpften Bildmarkt aus. Das Unternehmen erwirbt die zu Gruner + Jahr (Stern, Geo) gehörende Fotoagentur Picture Press, teilt die dpad mit. Die Übernahme erfolgt mit Wirkung zum 1. April. Über die Höhe des Kaufpreises wird Stillschweigen bewahrt.
Mit dem Eigentümerwechsel haben Gruner und dapd eine mehrjährige Zusammenarbeit vereinbart. Sie sieht vor, dass beide Firmen im Syndicationgeschäft für den deutschen Markt aktiv werden. Picture Press vertreibt ihre Fotos in mehr als 26 Ländern. Das Archiv umfasst mehr als 500.000 digitalisierte Bilder. Das in Hamburg ansässige Unternehmen soll als eigenständige Marke am Firmensitz weiterentwickelt werden, heißt es.
Die Übernahme bleibt für das Management von Picture Press nicht folgenlos. Künftig bilden Katharina Doerk und Ulf Schmidt-Funke die Geschäftsführung, die bei der Berliner Nachrichtenagentur bereits für das Geschäftsfeld Foto zuständig sind. Martin Borek, derzeitiger Geschäftsführer von Picture Press, wird hingegen seinen Posten räumen. Er bleibt aber weiterhin für das Unternehmen tätig und übernimmt die Leitung des Bereichs Content Service und Vermarktung.
Mit dem Verkauf übernimmt die expansive und noch junge Nachrichtenagentur dapd neun Festangestellte von Picture Press zu den gleichen Konditionen, die sie bislang bei Gruner + Jahr hatten. Für weitere acht Mitarbeiter, die nicht mitgehen, sucht der Verlag angeblich tragfähige Lösungen. Offenbar sei dies Gruner bereits bei vier Mitarbeitern geglückt, heißt es in Verlagskreisen. Ein G+J-Sprecher will sich hierzu auf Anfrage nicht äußern.
Dass die Berliner Nachrichtenagentur die Gruner+ Jahr-Tochter erwirbt, macht strategisch Sinn. Die auf Wachstum setzende Nachrichtenagentur will vor allem für ihre Verlagskunden attraktiver werden, um dem Hamburger Konkurrenten dpa Kunden abzujagen. Dennoch ist der Schritt von dapd-Vorstand Martin Vorderwülbecke mutig - denn seit Jahren herrscht auf dem Bildmarkt ein harter Verdrängungswettbewerb. So bestimmen immer mehr große, internationale Fotoagenturen wie Getty und Corbis das Geschäft.
Gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren das Angebot an Fotos auf dem Pressemarkt deutlich gestiegen, wodurch der Druck auf die Preise zunimmt. Die Folge für die Agenturen: Ihre Renditen sinken drastisch. Wollen die Fotounternehmen nicht untergehen, bleibt ihnen deshalb nur die Flucht, sich stärkeren Partnern anzuschließen. Dem Preisverfall konnte sich in den vergangenen Jahren auch Picture Press nicht entziehen, heißt es in Unternehmenskreisen. Da der Gruner-Vorstand das Zeitschriftenhaus noch stärker auf Rendite trimmen will, blieben ihm am Ende wohl nur zwei Alternativen: ein Verkauf von Picture Press oder das Unternehmen zu schließen.
Picture Press ist einer der führenden und unabhängigen Bildagenturen Deutschlands. Zu ihren Partnern zahlen weltweit bekannte Marken wie Camera Press und Eyevine in London, Mondadori in Paris und Mailand sowie Rizzoli, ebenfalls in Mailand, heißt es. Mehr als 200 Fotografen hat die Bildagentur unter Vertrag.