Bereits im vergangenen Jahr habe das Hamburger Verlagshaus rund 100 Millionen Euro in das Digitalgeschäft investiert. Davon entfielen rund 60 Prozent auf Akquisitionen und 40 Prozent auf organisches Wachstum. In den nächsten beiden Jahren soll sich das Verhältnis weiter zugunsten von Zukäufen verschieben. So plant Sugarman, rund 80 Prozent in den Erwerb von Gesellschaften zu strecken. Als ein erstes Investment kündigt der G+J-Digitalchef an, alle Anteile an der Plattform Delinero zu erwerben. Bislang hält Gruner + Jahr hieran einen Anteil von 26 Prozent. Das derzeitige Management soll auch nach der vollständige Übernahme aller Anteile an Bord bleiben. Geplant ist auch der Ausbau von Eigenentwicklungen. In Kürze will der Verlag bekanntgeben, einen Marktplatz im Bereich Parenting aufzubauen.  

Auch die Einrichtungsplattform Roomido will Sugarman auf neue Standbeine stellen. Vorgesehen ist, die Internetplattform in eine eigene Gesellschaft einzubringen. Damit will Sugarman das Wachstum von Roomido vorantreiben. Der Ausbau dieser Plattform ist nicht das einzige Investment in der Living-Community. "Wir wollen kräftig in den E-Commerce-Bereich investieren und uns hier vor allem auf das Living-Segment konzentrieren", unterstreicht der G+J-Geschäftsmann. Große Wachstumschancen sieht auch in der Beteiligung an Trnd, der nach eigenen Angaben größten Community für Mitmach-Marketing. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz der Gesellschaft, die in 19 Ländern aktiv sei, um 50 Prozent gestiegen. Wolter bezifferte den Umsatz auf deutlich mehr als zehn Millionen Euro.

Als einen großer Ergebnisträger sieht Sugarman Chefkoch.de, Plattform für Rezepte und Food-Konzepte. Die Webseite erwirtschafte nach Angaben von Wolter mehr Geld als die Webseiten von Bild.de, Welt.de, Spiegel.Online und Süddeutsche.de zusammen. Geplant ist, diese Plattform weiter auszubauen. Möglich ist, dass User über Chefkoch.de auch Waren nach Hause geliefert bekommen. Hierzu würde Gruner + Jahr aber einen Dienstleister einschalten. Denn Sugarman lehnt es ab, dass der Verlag durch Lagerhaltung und Warenwirtschaft ins Risiko gehe.

Langfristig werde die Bertelsmann-Tochter im Digitalgeschäft mehr Geld mit Zusatzgeschäften und E-Commerce-Plattformen erwirtschaften als mit journalistsichen Produkten. Dennoch werde das Hamburger Unternehmen weiter in seine journalistischen Portale wie Stern.de und Brigitte.de investieren. Geplant ist, dass Stern.de in den nächsten Wochen relauncht werden soll. Eine Schönheitskur von Brigitte.de soll dann im zweiten Halbjahr folgen. Um sich finanziell nicht zu verzetteln, teilt das Magazinhaus seine Webseiten-Welt künftig in zwei Kategorien auf: Content- und Brand-Webseiten. Bei den Content-Webseiten existiere eine eigene Redaktion, die Webseiten mit Inhalten füllt. Bei den Brand-Webseiten fehlt dies. Hier müsste die Print-Redaktion die Inhalte der Webseiten mitliefern.