TV-Messe in Cannes:
Das sind die Trends der Mipcom
HBO-Niveau bei der Fiktion, aber auch massenhaft Dating und Abenteuer: Das hat die Mipcom in Cannes den 2000 Filmeinkäufern zu bieten.
Es ist das Goldene Zeitalter der Fiktion. Sender investieren mehr denn je in exklusive Inhalte. Insgesamt 500 neue Stunden produziert beziehungsweise koproduziert alleine Beta Film von Jan Mojto. Er hat seine Filme und Serien in gewohnt launiger Manier im Rahmen der Fernsehmesse Mipcom in Cannes vorgestellt.
Unter den angekündigten 50 neuen Produktionen ist auch die historische Serie "Maximilian und Marie de Bourgogne", die mit 15 Millionen Euro zu Buche schlägt - für sechs Stunden Laufzeit. Produktionspartner ist unter anderem das ZDF. Die Produktion "Babylon Berlin", die in Zusammenarbeit mit Sky und der ARD entsteht und von der Mojto auf der Mipcom erstmals einen Trailer präsentiert hat, wird sogar 45 Millionen Euro kosten. HBO-Niveau. Ebenfalls erstmalig in Cannes zu sehen: "Der gleiche Himmel", eine Serie über das geteilte Deutschland, die in Zusammenarbeit mit UFA Film entstand und im Zweiten zu sehen sein wird.
The Wit weiß, was Werbungtreibende wollen
Aber auch Massenware soll/muss in Cannes an die Käufer gebracht werden. Die beiden großen Trends der nächsten TV-Saisons lauten hier: Dating und Abenteuer. "Eben alles, das man zusammen macht", sagt Virginia Mouseler, CEO der internationalen Agentur The Wit, vor 2000 Filmeinkäufern in Cannes. Unter dem Label "Together" haben die Macher von The Wit für die Präsentation eine ganze Reihe Shows und Formate zusammengestellt, die nicht nur den Zuschauer unterhalten sollen, sondern auch bei den Werbetreibenden punkten.
Abstruse Formatideen inklusive: In "Animal Attraction" etwa sollen Single-Frauen ihre animalischen Instinkte nutzen,um den perfekten Mann zu finden. In "Dance Floor Date" werden 10 Singles auf die Tanzfläche geschickt. Sie sollen ihren Traumpartner anhand ihres Tanzstils identifizieren.
Ob Dating oder Abenteuer - viele schräge TV-Formate starten
Die schrägsten TV-Ideen kommen traditionell aus Asien und schaffen es selten genug nach Europa. Eine davon: "Crazy Match" aus China. Darin treffen vier extrem hübsche junge Frauen auf extrem hässliche Männer. Diese sollen die Herzen ihrer Traumfrauen durch das Bestehen allerlei kruder Herausforderungen erobern. Am Ende müssen die unfreiwillig zusammengewürfelten Paare zwei Tage und drei Nächte miteinander verbringen. Soviel vorab: Es fließen viele Tränen der Verzweiflung - bei den Frauen versteht sich.
Tränen der Rührung löst das Format "The Story of My Life" aus, eine Talpa-Produktion, deren Deutschlandrechte sich Vox gesichert hat. 2017 soll das Format on Air gehen. Konzept: Ein prominentes Paar wird zunächst von hervorragenden Maskenbildnern erst 30, später 60 Jahre älter geschminkt und dann zu ihrer Partnerschaft befragt. Werden Sie sich noch lieben, wenn sie 90 sind? Was möchten sie am Ende ihres Lebens einander noch sagen? "Dieses Format legt die Seele frei", schwärmt Vox-Geschäftsführer Bernd Reichart in Cannes.
Produktions-Häuser und -Stätten gut ausgelastet
Insgesamt herrscht bei den Produzenten bei der Herbst-Programmmesse gelöste Stimmung. Es wird wieder viel ins Programm investiert. Das spüren auch Dienstleister wie die Bavaria Film. "Es wurde nie so viel produziert wie jetzt", sagt Friedhelm Bixschlag, Geschäftsführer der Bavaria Studios. "Unsere Studios sind im November komplett ausgelastet". Auch bei den Konkurrenten in Köln, Berlin und Hamburg sind die Auftragsbücher voll.