RMS betreibt Trading. Soll das unter Ihrer Leitung beibehalten werden?
Einen Teil des Mediavolumens ohne konkreten Kundenbezug direkt an Agenturen zu veräußern, ist ein weit verbreitetes, gängiges Marktmodell, dem sich RMS 2015 nach einem Gesellschafterbeschluss angeschlossen hat. RMS hat einen nur einen sehr kleinen prozentualen Anteil an Tradingvolumen in die Agenturvereinbarungen aufgenommen, der nicht in der Diskussion steht.

Beobachten Sie dabei einen Werbebudget-Shift von anderen Medien?
Es wird für Werbekunden durch die fragmentierte Mediennutzung zunehmend schwerer, ihre Zielgruppen anzusprechen. Eine ausgewogene Mischung aus Reichweite und konsumrelevanten Touchpoints entlang der Customer Journey ist nur noch mit wenigen Massenmedien überhaupt herzustellen. Die Tageszeitung bringt die Reichweite nicht mehr, TV schwächelt in bestimmten Zielgruppensegmenten.

Targetingmedien wie Display hingegen werden nach dem Hype auf ein kleineres Maß zurückgestutzt. In dieser Gemengelage ist der konvergente Audiomarkt eine sichere Bank. Tagsüber ist Radio die reichweitenstärkste Gattung und das einzige Massenmedium, das alle Zielgruppen auf hohem Niveau erreicht. Diese Alleinstellung wird im Zuge der Digitalisierung weiter ausgebaut.

Hinzu kommt, dass Online Audio technologisch alles kann, was Display und Video auch bietet. Die Nachteile des Online Display Advertising, die derzeit zu geringeren Umsätzen in der Display-Vermarktung führen, spielen für Online Audio hingegen keine Rolle. Hier müssen sich Werbekunden keine Sorgen machen über Bot Traffic, Fraud, Adblocker oder niedrige Viewability-Raten.

Das Kerngeschäft von Radio ist aber nach wie vor UKW. Welchen Beitrag soll die digitale Vermarktung zum zweiten Halbjahr leisten?
Die Fokusgruppe Audio im BVDW hat ja gerade Marktdaten der Entwicklung für 2016 und das erste Halbjahr 2017 veröffentlicht. Die Wachstumsrate von 40 Prozent im ersten Halbjahr 2017 unterstreichen wir voll. Wir liegen mit unserem Portfolio sogar noch darüber. Die Entwicklung ist, verglichen mit dem von Nielsen abgebildeten UKW-Markt, zwar noch auf kleinem Niveau, dafür ist die Wachstumsdynamik sehr hoch. Dieser Trend wird sich im zweiten Halbjahr fortsetzen und weiter verstärken.

Welche Rolle spielt hier Mobile?
Hier ist die Entwicklung noch dynamischer. Die Wachstumsrate bei mobilen Werbemittelausspielungen wie zum Beispiel dem Format Audio Sync Display liegt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei über 90 Prozent.

Wie entwickelt sich in diesem Zusammenhang Programmatic Buying?
Wir haben für 2017 mit allen großen Agenturnetzwerken Vereinbarungen zu programmatischen Kampagnenvolumen, die rund 40 Prozent unseres Online Audio Forecasts ausmachen. Im Fokus der Weiterentwicklung steht die Automatisierung der Planungs- und Buchungsprozesse von der Agentur über den Vermarkter bis hin zum Sender.

Automatisierung bedeutet auch Datengenerierung. Wie weit ist RMS hier?
Im konvergenten Audiomarkt gewinnt das Thema Daten weiter an Relevanz für die Werbewirtschaft. Die technische Um- und Aufrüstung der Sender zur Datengenerierung, die Vielfalt der Ausspielungswege und das kontinuierliche Portfolio-Wachstum sind dabei nur drei der Themen, die hohe Management Attention und Investitionsbereitschaft benötigen. Hier werden wir in allen Bereichen im zweiten Halbjahr entscheidende Meilensteine erreichen. 

Mehr zum ersten Werbehalbjahr nicht nur im Radio lesen sie in der aktuellen W&V 30.


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.