Deutsche Fachpresse: Bonny übergibt an Stefan Rühl
Mehr Qualität und mehr Chancen auf das internationale Geschäft: Fachpresse-Sprecher Karl-Heinz Bonny verabschiedet sich mit einem rosigen Ausblick auf die Zukunft der Fachinformationsbranche.
Die 400 deutschen Fachverlage wollen raus aus der Nische: "Die großen bunten Blätter werden deutlicher wahrgenommen als wir - noch", sagt Karl-Heinz Bonny. Er war viele Jahre Hauptgeschäftsführer des Landwirtschaftsverlags in Münster, eines klassischen Fachverlags. Genau dort gelang der Publikumsknüller "Landlust". "Wir wollten für die Bauern und Landfrauen und ihre Familien einen Titel machen, der sich mit den schönen Seiten des Landlebens befasst", so Bonny. Von dem Erfolg des neuen Magazins sei man selbst überrascht worden.
Der Verlag ist sonst eher auf Titel aus dem Spektrum von Tieren und Traktoren ("Milchrind", "Traktorpool") spezialisiert. Die "Landlust" schlug aber so ein, dass die verkaufte Auflage binnen weniger Jahre die Millionengrenze überschritt. "Das war von niemandem erwartet worden", so Bonny. Bei einer Tagung der Deutschen Fachpresse übergab der Medien-Manager am Donnerstagabend in Essen das Amt des Sprechers an Stefan Rühling, den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Vogel Business Media aus Würzburg.
Bei der Entwicklung von Fachverlagen sieht Bonny einen anhaltenden Trend zu mehr Qualität. "Es gab in der Vergangenheit sehr viele schlichte Fachtitel, das hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich gewandelt", sagt er. Dabei sei auch inhaltlich eine Qualitätsstrategie unverzichtbar. "Gerade die Fachmedien müssen wie die besten Printtitel firmenunabhängig berichten. Die müssen neutral und kritisch sein", sagt er.
Mit einem entsprechenden Angebot seien auch Newsletter mit 500 bis 800 Lesern wirtschaftlich interessant. Firmen seien durchaus bereit, in Spezialwissen zu investieren. Erfolgreich seien in diesem Bereich etwa Spezialangebote zu Sicherheit, Datenschutz, Außenhandel oder zu juristischen Fachthemen. Andere Fachblätter erreichten dagegen Auflagen von 100.000 und mehr Exemplaren.
Für die Zukunft sagt Bonny eine verstärkte Expansion der deutschen Fachverlage ins Ausland voraus. "Es gibt schon europäische Kontakte. Das sind die ersten Schritte", sagte er. In den kommenden Monaten werde es weitere Gespräche geben. Kurz- bis mittelfristig sei eine Verdoppelung des Auslandsanteils am Umsatz der deutschen Fachmedien von derzeit 11,3 Prozent auf 20 bis 25 Prozent vorstellbar.
Eine einfache Übertragung von Texten sei dabei jedoch in der Regel nicht gefragt. "Man übersetzt fast nie", sagte Bonny. Die meisten Fachmedien beschäftigen für ihre Angebote im Ausland einheimische Journalisten, die in ihren Beiträgen speziell auf die jeweiligen lokalen Themen eingingen. Während der Fokus derzeit auf Europa liege, sei auch eine Ausweitung des Angebots in Indien und China denkbar. Im vergangenen Jahr hatten die 400 vorwiegend mittelständischen deutschen Fachverlage mit 3900 Zeitschriften und 1000 Fachinformationsportale im Angebot. Der Umsatz stieg um 1,9 Prozent auf 3,086 Milliarden Euro. (dpa)