Hoffentlich erwischt es diesmal nicht die Kommissare selbst: Borowski und Lindholm werden nämlich zu Geiseln eines Taxifahrers. Gelingt es ihnen nicht, den Fahrer zu stoppen, sterben sie. Der Kommissar der ersten Folge am 29. November 1970, Paul Trimmel (Walter Richter) hat seine Fahrt im "Taxi nach Leipzig" überlebt - trotz reichlich Zigaretten und Cognac. Damals hatten traumhafte 61 Prozent der Fernsehgucker eingeschaltet. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt auch nur drei Programme und keine private Konkurrenz, geschweige denn Streaming und Youtube.

Der "Tatort" ist die langlebigste und erfolgreichste Fernsehreihe Deutschlands. Bereits vor fast 20 Jahren gründete François Werner die Expertenseite "Tatort-Fundus". Hier finden sich spannende Zahlen und Fakten zur Krimireihe. Zum Beispiel, dass die offizielle Zählweise der ARD genau genommen 13 Folgen der Reihe unterschlägt, die zwischen 1985 und 1989 nur in Österreich gezeigt worden sind. Es gibt also eigentlich bereits 1013 Filme des "Tatort". Der längste davon dauerte 119 Minuten: die Folge "Der Richter in Weiß" (1971); die kürzeste 56 Minuten: "Der Boss" (1971).

Welcher "Tatort" ist der berühmteste?

Der Krimi "Reifezeugnis" (Erstausstrahlung 27. März 1977) von Wolfgang Petersen ist wohl der legendärste "Tatort" (Foto ganz oben). Der Kieler Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) hat es darin mit dem Mord an einem Schüler zu tun und trifft auf eine Schülerin (die damals 15 Jahre alte Nastassja Kinski), die ein Verhältnis mit ihrem Lehrer (Christian Quadflieg) hat. Für den Regisseur war unter anderem dieser Krimi vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) das Sprungbrett nach Hollywood.

Wann gab es die erste Frau als Kommissarin?

1878: Als erste Ermittlerin der Reihe schickte der damalige Südwestfunk (SWF) die Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) ins Rennen. "Der Mann auf dem Hochsitz" wurde am 29. Januar 1978 ausgestrahlt. Bis 1980 gab es drei Folgen mit Heesters.

Welche Ermittler hatten die meisten Fälle?

Die Münchner Hauptkommissare Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) waren seit 1991 in 73 Folgen zu sehen und sind damit Rekordhalter der Reihe. Die dienstälteste Ermittlerfigur ist Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Sie ermittelt seit Ende Oktober 1989 in Ludwigshafen - in bislang 64 Folgen.

1995 trafen Batic und Leitmayr auf den Münchner Mode-paradiesvogel Rudolph Moshammer. © BR/Bavaria Film GmbH/Rolf von der Heydt

Welcher Sender hat die meisten "Tatort"-Krimis zugeliefert?

Sender Nummer eins ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit 177 Fällen, gefolgt vom  Südwestrundfunk (SWR - inklusive SWF und Süddeutschem Rundfunk, deren Nachfolger der SWR seit 1998 ist) mit 175 Südwest-"Tatorten" und dem NDR mit 158 Filmen. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat bislang 101 "Tatorte" beigetragen, der Hessische Rundfunk (HR) 77, der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) 71, Österreichs Fernsehen ORF 68, der frühere Sender Freies Berlin (SFB) 54, der Saarländische Rundfunk (SR) 36 und Radio Bremen (RB) 35. Vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) kamen bislang 25 (zählt man die SFB-Krimis dazu allerdings 79) und vom Schweizer Fernsehen 23.

Die ungewöhnlichste Todesart im "Tatort" bislang?

Der wohl schrägste Mord geschah durch einen Kuss. Im BR-Fall "Unsterblich schön" (21. November 2010) küsst Robert Atzorn seine verhasste Frau (Tatjana Alexander), die eine Erdnuss-Allergie hat - nachdem er welche aß. Die Frau erstickt an einem Allergieschock.

Prominente Einmal-Ermittler

Fast zwei Dutzend Schauspieler tauchten nur ein einziges Mal als "Tatort"-Ermittler auf dem Bildschirm auf. Zum Beispiel Diether Krebs, der 1979 als Kommissar Nagel in Hannover zu sehen war. Klaus Löwitsch 1982 in der Folge "So ein Tag ...", den er als Polizeihauptmeister Werner Rolfs nicht überlebte. Günther Maria Halmer spielte 1986 den Münchner Kriminalhauptkommissar Siegfried Riedmüller, der unter Gastritis litt. Oscargewinner Christoph Waltz war 1987 in "Wunschlos tot" als Wiener Revierinspektor Herbert Passini zu sehen.

Klaus Löwitsch 1992 in "So ein Tag ..." als Polizeihauptmeister im Frankfurter Nachtlokal. © WDR/HR/Kurt Bethke

1488 Stunden und 25 Minuten für eingefleischte Fans: Spaß bis Juni 2017

Das Berliner Museum für Film und Fernsehen zeigt innerhalb der Sonderschau "1000 Tatorte - Alle Filme. Alle Fälle" sämtliche Folgen in der Mediathek. Sollte jemand tatsächlich alle Krimis der Kultreihe innerhalb der Öffnungszeiten ohne Unterbrechung angucken wollen, der braucht - vom 14. November nach der TV-Ausstrahlung des 1000. Falls an gerechnet - für insgesamt 1488 Stunden und 25 Minuten Programm bis zum 11. Juni 2017 um 16.25 Uhr. Dann ist er durch.

Ausgestellt sind auch ausgewählte Requisiten aus der Serie, darunter eine blutbefleckte Schimanski-Jacke, die Götz George trug, die Lederjacke von Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und der Trenchcoat und der zerbeulte Hut von Kommissar Franz Markowitz (Günter Lamprecht). In einer anderen Vitrine wird die Goldene Schallplatte gezeigt, die der gerade gestorbene Schauspieler Manfred Krug und sein Kollege Charles Brauer als singende "Tatort"-Kommissare erhielten. Die Schau mit den Requisiten ist bis zum 29. Januar 2017 geöffnet, die 1000 Filme bleiben aber im Museum für Film und Fernsehen am Potsdamer Platz und sind weiterhin abrufbar. (W&V Online/dpa)


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