Die Gewinnentwicklung der Gesellschaft zeigt eine deutliche Richtung: es geht steil bergab. Damit wird auch der Anteil der Spiegel-Erben von aktuell 24 Prozent in den vergangenen drei Jahren kräftig an Wert verloren haben. Jetzt wäre deshalb der richtige Zeitpunkt, um sich hiervon zu trennen. Denn die Renditesituation beim Spiegel-Verlag wird sich in den kommenden Jahren nicht rasant verbessern, zu angespannt sind die Anzeigenmärkte, zu unsicher das Digitalgeschäft. Die Umstellung des Print-Titels auf den Samstag war zwar erfolgreich, allerdings nur mäßig. Auch die Kapitalreserven des Verlags sind kräftig geschrumpft, um große Wachstumssprünge zu machen. Zu viel Geld hat der Spiegel-Verlag an Abfindungen gezahlt, ob an Chefredakteure wie Stefan Aust, Georg Mascolo, Mathias Müller von Blumencron, Georg Büchner oder Geschäftsführer wie Ove Saffe.

Zudem können die Augstein-Erben mit ihren Anteilen wenig bewirken. Sie haben keine Mehrheit, um maßgebliche Veränderungen im Verlagshaus an der Ericus-Spitze anzuschieben. Sie sind auf den Willen der Mitarbeiter-KG als Mehrheitsgesellschafter und dem Miteigner Gruner + Jahr angewiesen.  

Bei Jakob Augstein, der sich auf Anfrage zu den Verkaufsgerüchten nicht äußern will, ist die Situation differenzierter. Er dürfte nicht nur das Geld gebrauchen, um seine defizitäre Wochenzeitung "Der Freitag" weiter finanzieren zu können. Er sieht wohl auch kaum noch Chancen, je Herausgeber des Print-Titels zu werden. Seine letzte Hoffnung versickerte mit dem Rausdrängen von Chefredakteur Georg Büchner gänzlich. Auf ihn hatte Augstein seine ganze Kraft und Energie gesetzt. Doch die Ressorteiter wehrten sich gegen die Pläne von Büchner, die "Strategie 3.0" umzusetzen. Für Jakob Augstein bleibt daher nur noch ein Ausweg: dem Erbe des Seniors Adieu zu sagen - so bedauerlich es auch ist.