Erlösmodell Print steht Kopf

Zeitungsverlage nahmen 2016 mehr Geld mit dem Verkauf von Zeitungen als mit Anzeigen ein. Das gelernte, klassische Modell - ein Drittel Einnahmen aus dem Verkauf, zwei Drittel aus der Anzeigenvermarktung - ist endgültig dahin. Wurde diese Aufteilung einst von Kritikern als Gefahr für die Meinungsfreiheit betrachtet, sind es nun die sinkenden Einnahmen insgesamt erst recht.

Medien unter Druck - Online inklusive

Das bedeutet keine Entwarnung für andere Mediengattungen: Die Ergebnisse der Studie zeigten, so Pwc, dass in den kommenden Jahren die Medienindustrie als Ganzes unter Druck geraten werde. So dürfte die Branche bis 2021 nur noch mit jährlich 4,2 Prozent wachsen – und damit weniger stark als die Weltwirtschaft insgesamt.

Die Vorhersage für Deutschland fällt dabei besonders mau aus. Mit lediglich 1,8 Prozent jährlichen Zuwachsraten rechnen die Berater. Print werde Minus machen: Mit Rückgängen von minus 0,7 bis minus 1,8 Prozent rechnet Pwc für die Zeitungs-, Zeitschriften und Buchverlage.

Doch auch im Onlinegeschäft werden die Wachstumsraten bescheidener. So dürfte der digitale Werbemarkt hierzulande nur noch um knapp 6 Prozent jährlich zulegen.

Werbung ist out

Die Wachstumschancen im weltweiten Werbegeschäft sieht Pwc skeptisch. Regional gesehen dürften Schwellenländer wie Indien (10,6 Prozent), Indonesien (9,6 Prozent) oder China (8,3 Prozent) in den nächsten Jahren die höchsten Wachstumsraten verzeichnen. Die Beratungsfirma senkt die weltweite Wachstumsprognose dennoch von 5,1 Prozent auf 4,2 Prozent pro Jahr. "Das liegt zum einen daran, dass immer mehr Konsumenten werbefreie Angebote eindeutig bevorzugen", sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC in Deutschland.

Zugleich forderten die Werbekunden eindeutige Daten, die die Effizienz ihrer Kampagnen belegen. Ballhaus: "Das fällt klassischen Medien naturgemäß schwer – weshalb signifikante Zuwächse überhaupt nur noch im Digitalbereich möglich sind."

Digitalisierung annehmen oder raus

"Unterm Strich steht die Erkenntnis, dass das Internet den klassischen Medien endgültig den Rang abläuft", sagt Ballhaus. Das werde auch dadurch deutlich, "dass mit Online-Anzeigen inzwischen mehr Geld umgesetzt wird als mit klassischer TV-Werbung."

Die Botschaft für traditionelle Medienkonzerne sei eindeutig, sagt Ballhaus: "Wer sein Geschäftsmodell nur halbherzig digitalisiert, wird in den kommenden Jahren den Anschluss verlieren. Dabei wird es stärker als je zuvor auf die User-Experience ankommen. Nur die Anbieter, die es schaffen, sich für ihre Kunden unverzichtbar zu machen, werden überleben. So werden Konsumenten in regelrechte Fans verwandelt."

Wachstum in der Erlebniswelt

Junge Märkte, von niedrigeren Niveaus kommend, versprechen Wachstum. Als Teilbranchen der Medienindustrie mit dem höchsten Potenzial hat PwC Virtual Reality (plus 77,0 Prozent) oder E-Sports (plus 21,7 Prozent) ausgemacht, dahinter folgen Internetvideos (11,6 Prozent), Internetwerbung (9,8 Prozent) und Videospiele (8,2 Prozent).

Werner Ballhaus: "Letzten Endes werden sich die Player durchsetzen, die es schaffen, den digitalen Konsumenten mit ihren Inhalten möglichst unmittelbar anzusprechen. Der Fachbegriff dafür heißt D2C, also Direct-to-Consumer-Geschäftsmodelle. Gute Inhalte und geschickter Vertrieb allein reichen nicht mehr. Es geht darum, das Produkt zum Erlebnis zu machen."


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.