Medien gegen Fake News:
G+J-Chefin Julia Jäkel nimmt Werbekunden in die Pflicht
Im Rahmen eines neuen Standards, der "Corporate Media Responsibility", sollen sich Unternehmen für unabhängige Medien und gegen Fake News aussprechen, fordert Jäkel.
Julia Jäkel, CEO von Gruner + Jahr, fordert von der Wirtschaft die Einführung eines neuen Standards: Im Rahmen dieser "Corporate Media Responsibility" sollen sich Unternehmen "für Pressefreiheit, für unabhängige Medien, gegen Fake News oder Ähnliches aussprechen", so Jäkel im Handelsblatt. Der Grund dafür: Die Medienlandschaft gerate zunehmend in Schieflage.
Der sogenannte "User Generated Content", der häufig insbesondere in Sozialen Netzwerken qualitativ fragwürdige Inhalte transportiert, nimmt zu. Parallel leidet der unabhängige qualitativ hochwertige Journalismus. "Wenn wir es übertreiben, dann dürfen wir uns in fünf oder zehn Jahren nicht wundern, wenn unsere gesamte Medienlandschaft eine andere geworden ist", warnt Jäkel. "Die Krise der demokratischen Öffentlichkeit und das eigene Verhalten gehörten dann direkt zusammen."
Die Haltung zu Google und Facebook überdenken
Es gibt Gesprächsbedarf, findet Jäkel – sie wünscht sich daher von der Wirtschaft eine Debatte, in der gemeinsam über die Haltung zu den globalen Online-Playern wie Google und Facebook nachgedacht werden soll. Allein Facebook werde in diesem Jahr schätzungsweise Werbegelder in Höhe von 36 Milliarden Dollar einnehmen. Geld, das bis vor nicht allzu langer Zeit zu einem guten Teil in die Kassen der klassischen Medien floss. Und dort nun fehlt.
Immerhin beginne bei den Werbungtreibenden bereits wieder ein Umdenken: "In vielen Unternehmen wachsen längst die Zweifel, ob Werbung, nur weil sie messbar ist, auch wirkt. Niemand bestreitet doch, dass es für den Erfolg von Werbung am Ende mitentscheidend ist, in welchem Umfeld geworben wird", so die G+J-Chefin. Manchen Konzernchefs sei glücklicherweise ihre soziale Verantwortung bewusst: "Wollen sie Medien unterstützen, die aufwendig recherchieren und für Transparenz und Pluralismus sorgen? Oder kanalisieren sie ihr Werbegeld auf Plattformen, die keine eigenen Inhalte produzieren und die sich sehr schwertun zu unterscheiden zwischen Wahr und Falsch?"
Als "Feind", das betont Jäkel außerdem, wolle sie die IT-Konzerne aber nicht sehen. Sie seien vielmehr "machtvolle Realität, so faszinierend wie gespenstisch."