Und welche Regionen haben nun eine besondere Sogwirkung? Auf Kreisebene liegt hier der Stadtkreis Straubing bundesweit mit einer Zentralität (siehe Kasten) von 224,2 ganz vorn, Schlusslicht ist der Landkreis Würzburg mit einer "Anziehungskraft" von 57,4. Der Stadtkreis Würzburg hat laut der Studie dagegen eine Zentralität von 186,3, was ihn bundesweit auf Rang 7 bringt. Überwiegend liegen Stadtkreise vorn, denn hier ballt sich der Einzelhandel und verstärkt somit die Sogkraft auf das Umland. Dies wird am Beispiel Würzburg sichtbar: Die Einwohner des Landkreises Würzburg fahren zum Einkaufen meist in die nahegelegene Stadt Würzburg und geben dort den Großteil ihrer Einzelhandelskaufkraft aus.

Die Spitzenplätze im Ranking werden dabei nicht von den großen Einkaufsmetropolen wie Berlin, München oder Düsseldorf belegt. Stattdessen liegen Städte wie Straubing, Weiden oder Passau vorne - Mittelzentren für ein ländlich geprägtes Umfeld. Da auf dem Land meist nur wenige Einzelhandelsangebote zu finden sind, bedienen diese Städte ein großes Einzugsgebiet, in dem relativ viel Kaufkraft steckt. Gleichzeitig haben die Städte selbst eine eher geringe Einwohnerzahl, so dass der Kaufkraftzufluss vom Umland die Kaufkraft der Stadtbewohner deutlich übertrifft.

Anders ist es, wenn Städte über große Einzelhandelsobjekte auf der "grünen Wiese" verfügen, wie Shopping Center oder Factory Outlet Center, die ihre Magnetwirkung oft weit über die regionalen Grenzen hinweg entfalten - ein solcher Effekt ist laut GfK etwa im zehntplatzierten Kreis Zweibrücken erkennbar, dort gibt es ein großes Factory Outlet Center. Das Fazit der GfK: Einzelhändler tun gut daran, Standortentwicklung in Mittelstädten nicht zu vernachlässigen. 

Die Top 10 Kreise machen ein knappes Fünftel (18 Prozent) des gesamten stationären Einzelhandelsumsatzes von rund 410 Milliarden Euro in Deutschland aus. Die Einwohner dieser Großstädte lassen einen beträchtlichen Teil ihrer Kaufkraft in der Heimatstadt. Das, was abfließt, wird überkompensiert durch Shoppingbesucher und Touristen von außerhalb. Die Nürnberger Einzelhändler ziehen demnach gut 30 Prozent zusätzlicher Kaufkraft von außerhalb an.

Mit Ausnahme der einwohnerstärksten Städte kaufen die Verbraucher also oft nicht da ein, wo sie wohnen. Die Menschen tragen stattdessen ihre Kaufkraft in das nächste städtische Mittelzentrum, in ein Einkaufszentrum oder gar auf Event-Shoppingtour in eine Großstadt weitab des Wohnorts. Zu wissen, wo die Kaufkraft wohnt, ist für Einzelhändler dennoch wichtig - um wohnortnahe Standorte zu planen oder Werbung zielgerichtet regional zu schalten. Wo sich diese lohnt, zeigt die Tabelle über Einzelhandelskaufkraft:

Weitere Informationen zur Studie gibt es unter www.gfk-geomarketing.de/zentralitaet.


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.