"Glee“ trifft nur bedingt den German Way of Life
Eine durch und durch amerikanische Brise bringt Super RTL mit "Glee" in deutsche Wohnzimmer. Eine TV-Kritik von Autorin Petra Schwegler.
Um es gleich vorweg festzuhalten: „Glee“ ist perfekt inszeniert, toll gecastet und spannend umgesetzt. Was dem durchschnittlichen deutschen Zuschauer weniger schmecken dürfte: Die preisgekrönte Musical-Comedy trägt in allen Details Züge des „American Way of Life“. Das Leben an der McKinley High School mit Cheerleadern, schrägen Baseballtrainern und jeder Menge rosa Teenieträume trifft als Serien-Ausgabe eher junge und weibliche Fans von Disneys „High School Musical“.
Für den Hype in den USA dürfte es eine Erklärung geben: „Glee“ ist für die von der Krise finanziell wie mental gebeutelten Amerikaner zur rechten Zeit gekommen. Die Kernbotschaft – jeder Verlierer hat eine Chance – steht für alles, was die USA immer ausgemacht haben. Daran erinnert zu werden, kombiniert mit tollen Music-Acts und attraktiven Darstellern, macht sicher den Charme der Fox-Serie seit Mai 2009 beim US-Publikum aus. Weitere Fan-Gemeinden in Großbritannien und anderen Ländern erklären sich wohl aus den spritzigen Musikstücken.
Die Show-Chor-Gruppe (dafür steht der Ausdruck "Glee") des Spanischlehrers Will Schuester hat es dagegen bei deutschen Fans deutlich schwerer: Die Premiere der ersten beiden Folgen der Musical-Serie bei Super RTL hat trotz des immensen Marketingaufwands mit 4,1 beziehungsweise 4,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen nicht wirklich für Furore gesorgt. Dennoch: Der Senderschnitt des Kölner Familiensenders ist mit rund 750.000 Zuschauern pro Folge mehr als getoppt. Die Wiederholung der beiden "Glee"-Folgen ab 22.15 Uhr hat dann leider gar nicht mehr funktioniert – hat es Super RTL denn auch mit der „Dschungelcamp“-Übermacht der Mutter RTL zu tun gehabt. Dort hieven am Montag 4,3 Millionen Zuschauer die tägliche Schalte nach Australien in der jungen Zielgruppe auf sensationelle 40,0 Prozent Marktanteil.
Zurück zu „Glee“: Neben der starken US-Orientierung hat die Serie noch mit einem anderen Problem hierzulande zu kämpfen. Das Format kommt relativ spät auf den deutschen Markt. Echte „Glee“-Fans haben längst die DVD oder informieren sich seit Monaten via Facebook und andere soziale Netzwerke, an welchen Orten der nächste Flashmob eingerufen wird. Begeistern dürfte deutsche Zuschauer indes die prise „Dallas“, die Schuesters Gegenspielerin Sue Sylvester mitbringt. Die Trainerin der Cheerleader Cheereos bringt echten Schwung in die Ansammlung skurriler Jung-Amerikaner.