Kein Wachstum mehr bei Digital-only-Redaktionen

Eine weitere Erkenntnis der umfangreichen Studie: Der Anteil von Digital-only- an der Gesamtzahl der Newsrooms stagniert inzwischen oder nimmt sogar ab. Am deutlichsten in Nordamerika, wo der Anteil der Digital-only-Newsrooms in den vergangenen zwei Jahren von 33 auf 22 Prozent zurückging, und in Osteuropa und Russland mit einem Rückgang von 55 auf 45 Prozent.

Ungebrochen ist dagegen der Trend zum Abbau von Arbeitsplätzen. So sagten 36 Prozent der Newsroom-Manager, dass sie 2019 Jobs abgebaut hätten, 31 Prozent gaben an, zusätzliche Mitarbeiter eingestellt zu haben. Zuwächse gab es hier vor allem bei kleinen Newsrooms mit weniger als 25 Mitarbeitern, während die Mehrheit (59 Prozent) der Newsrooms mit über 100 Mitarbeitern Stellen gestrichen hat.

Trend zur freiberuflichen Arbeit

Dies hat auch strukturelle Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt für Journalisten. So gaben fast 40 Prozent der befragten Newsroom-Journalisten an, dass sie schon einmal einen Job aufgrund von Budgetkürzungen oder Restrukturierungen verloren hätten.

Dies wiederum führt zu einem deutlichen Anstieg bei der Zahl journalistischer Freiberufler: 70 Prozent der Newsroom-Journalisten haben nach eigenen Angaben schon während bestimmter Phasen ihrer Karriere als Freiberufler gearbeitet.

Sie füllen damit die Lücke, die durch den allgemeinen Arbeitsplatzabbau in den Redaktionen entstanden ist. Entsprechend berichten 60 Prozent der News-Organisationen, die Arbeitsplätze abgebaut haben, dass sie auf zusätzliche freiberufliche Mitarbeiter zurückgreifen.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.