Die Fernsehbranche reagiert mit großer Betroffenheit auf Kirchs Tod. Jürgen Doetz, Präsident des Privatfunkverbandes VPRT und seit dem Jahr 1982 einer der Weggefährten Leo Kirchs, meldet sich zu Wort. Kirch hat ihn damals zum ersten Geschäftsführer eines privaten Fernsehsenders gemacht – zum Chef des Kirch-Kanals Sat.1. Doetz sagt: "Ohne den unternehmerischen Weitblick und den Mut von Leo Kirch wäre der erfolgreiche Start und der Aufbau des privaten Fernsehens 1984 in Deutschland nicht möglich gewesen. In tiefer Betroffenheit trauern wir um eine der großen Unternehmerpersönlichkeiten unserer Republik. Gerhard Zeiler, CEO der RTL Group in Luxemburg, sagt über den früheren Kontrahenten: "Leo Kirch war ein großer Unternehmer und ein Vorreiter des deutschen Privatfernsehens. Ich habe ihn als beeindruckenden Menschen in Erinnerung, der trotz seiner Bedeutung immer sehr unprätentiös auftrat."

ARD-Chefin Monika Piel nennt Leo Kirch einen "Visionär" und einen "Mann der ersten Stunde, der die deutsche Medienlandschaft nachhaltig geprägt hat". Sie persönlich habe "sehr beeindruckt, wie er trotz seiner schweren Krankheit bis zuletzt unternehmerisch aktiv war". Auch der scheidende BLM-Präsident Wolf-Dieter Ring hat Kirch am Standort München labge begleitet: "Leo Kirch hat sich stets durch mutige Entscheidungen ausgezeichnet und mit hoher Innovationskraft immer vorausschauend im Medienmarkt gewirkt. So war er bereits Mitte der 90er Jahre einer der Pioniere bei der Entwicklung des digitalen Fernsehens." BR-Intendant Ulrich Wilhelm: "Mit Leo Kirch verliert Deutschland einen großen, äußerst mutigen und für den Medienstandort Bayern und Deutschland prägenden Unternehmer. In seiner bewegten Unternehmensgeschichte ließ er sich von Rückschlägen nicht entmutigen und kämpfte beharrlich für seine Ideen. Als Mäzen und Kunstliebhaber wird Leo Kirch vielen in lebendiger Erinnerung bleiben."

Aus eigener Kraft hat Kirch, Sohn eines fränkischen Winzers, einen der mächtigsten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10.000 Beschäftigten aufgebaut. Doch im Frühjahr 2002 musste Leo Kirch im Alter von 75 Jahren zusehen, wie sein Lebenswerk zerbrach: Seine KirchGruppe war pleite. W&V Online dokumentiert, wie sich Kirch in der sicher schwersten Stunde seines Lebens von seinen Mitarbeitern verabschiedet hat.
Hier die letzte Hauspost Leo Kirchs nach dem Untergang seiner KirchGruppe:

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,

es sind nicht allein die Zahlen, die eine Firma ausmachen, es sind vielmehr die Menschen. Sie alle haben in den letzten Jahren Ihr Bestes gegeben, um dies zu beweisen. So ist zwar nicht sicher, wie es weitergehen wird, aber auch die Verhandlungen der letzten Wochen haben gezeigt, dass Sie etwas Werthaltiges geschaffen haben.

Es ging mir nicht darum, ein mächtiges, sondern - für Auge und Ohr - ein vertikal integriertes Medienunternehmen zu schaffen. Es durfte auch erfolgreich sein. Dabei haben inhaltliche Gesichtspunkte, wie ich sie immer im Blick hatte, die führende Rolle gespielt. Das war meine Vision, die ich mit Ihnen bis heute verwirklichen konnte. Ich hoffe, dass dies auch die Zukunft des Unternehmens bestimmen wird.

Gerne hätte ich weiterhin für unsere Firma und ihre Zukunft gestanden und Sorge getragen. Nun ist mir die Führung aus der Hand genommen worden. Ich möchte mich von Ihnen verabschieden und mich herzlich für Ihre treue Zusammenarbeit mit mir bedanken.

Gottes Segen.

Dr. Leo Kirch


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.