Das Casting schafft eine wahre Augenweide: Die Frauen sehen aus wie ihrem Instagram-Profil entsprungen. Die Lippen sind gemacht, die Brüste in den Bikinis sehen prall aus, knackige Bräune und lange Haare runden den sexy Anblick ab. Die Jungs stehen dem in nichts nach - sie sind gut rasiert, frisiert, tätowiert. Gebräunt und frisch dem Fitnessstudio entsprungen, dürfen sie mit all ihren Macho-Allüren aus den Singlefrauen wählen. 

Die Premiere am Montagabend fiel übrigens etwas bemüht aus. Sowohl die Moderatorin als auch begleitende Kommentare feixten mit platten Wortspielen wie "Für einen Mann ist es nicht optimal, wenn er als erster kommt…" oder "Lasset die Spielchen beginnen!". Hier vergeben wir ein "Gähn" ...

Wie RTL II die "Eiländer" auf Trab bringt

Für Spannung zwischen den flirtenden Twens soll zum Auftakt Kandidatin Elena sorgen, die die Spielleitung als Nummer 11 in die Villa einschleust und ihr den Auftrag gibt, als rassiges Vollweib mit spanischen Wurzeln einen der anfangs verplanten Junggesellen abzugreifen. Ausspannen ist hier das Spielprinzip. Und es funktioniert, zumal die extrem von sich überzeugten Damen gleich in der ersten Ausgabe von "Love Island" aus dem Konzept geraten. Aber genau dorthin will das Format, das ganz offensichtlich auf die große Mundpropaganda im Social Web abzielt.

Zu den Werbekunden, die zum Auftakt der drei Wochen auf der Liebesinsel schon präsent sind, zählen FMCG-Anbieter ebenso wie Online-Händler und Unternehmen aus der Mode. About You ist Sponsor des Formats, Kondomhersteller Durex wirbt an der Seite der RTL-II-Beteiligung.

Gerade zum Start von "Love Island" hat es der Privatsender geschafft, im Verbund mit dem nachfolgenden Serienpiloten "Call the Boys" und der Reportage "Sex Secrets" das perfekte Werbeumfeld für Erotikanbieter wie Amorelie (gehört aber zur Konkurrenz von ProSiebenSat.1) oder Eis.de zu schaffen. Noch haben sie das Eiland nicht betreten. Aber, wer weiß?

Wie "Love Island" zu bewerten ist

Fazit: Wer Niveau im TV sucht, wird es bei "Love Island" nicht finden. Doch die Trash-Show unterhält - die neue RTL-II-Reihe nutzt die hypnotische Wirkung, die auch schwere Unfälle auf Betrachter ausüben. Man muss einfach hingucken. Ober besser - man kann nicht wegschauen! Allerdings geht es bei "Love Island" unblutig zu, bisher zumindest. Und es gibt viel nackte Haut zu sehen. Wenn es Sender und Produzent ITV über die 3 Wochen hinweg verstehen, die offenbar nach Klischees und Bikinifigur ausgesuchten Mitspielerinnen und Mitspieler bei Spiellaune zu halten, dann könnte sich - ähnlich wie bei den Formaten am Vorabend - eine Fangemeinde bilden. Auch dank Instagram und Co.

Via Twitter hat ein Zuschaer das "Love Island"-Konzept so zusammengefasst:

Zum Auftakt haben immerhin bis zu 1,06 Millionen Gesamtzuschauer zugeguckt. Bei der jungen Kernzielgruppe der 14- bis 29-Jährigen kommt die interaktive Dating-Show "Love Island – Heiße Flirts und wahre Liebe" mit starken 13,6 Prozent bereits an. Die Werberelevanten im Alter zwischen 14 und 49 Jahren waren mit 7,3 Prozent beim Mallorca-TV-Ausflug dabei  - ein Wert über Senderschnitt. 

Ob RTL II nun das Niveau mit täglichen Ausgaben um 22.15 Uhr halten kann? Das werden die Flirts zeigen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.