Neue Produkte und mehr Paid Content: Wie die VHB 2012 weiter wachsen will
Nach dem Break-Even im Jahr 2010 hat die Verlagsgruppe Handelsblatt 2011 ein Umsatzplus von sieben Prozent erwirtschaftet. Dieses Jahr stehen vor allem Investitionen ins Digitale auf dem Plan. So soll im Herbst die kostenplichtige "Handelsblatt-Live-App" starten.
Im Krisenjahr 2009 rutschte sie in die roten Zahlen, 2010 erreichte sie den Break-Even, nun vermeldet die Verlagsgruppe Handelsblatt (VHB) wieder Erfolge: Die Gesamterlöse der Düsseldorfer im Jahr 2011 stiegen um sieben Prozent auf 193 Millionen Euro. Im Vorjahr, das die VHB unter dem Strich mit einer schwarzen Null abgeschlossen hatte, betrug der Umsatz 181 Millionen Euro. "Trotz des schwierigen Marktumfelds war 2011 für uns ein gutes Jahr", so die Bilanz von VHB-Geschäftsführerin Marianne Dölz.
Zum Gewinn macht der Verlag keine Angaben. "Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Es hat unsere Erwartungen noch übertroffen" ist alles, was sich Dölz dazu entlocken lässt. Zum Wachstum haben vor allem das Digitalgeschäft, das zehn Prozent des Umsatzes generierte, die Veranstaltungen (zweistelliges Wachstum) und neue Mandate der Vermarktungstochter IQ Media Marketing beigetragen.
Besonders die Vermarktung des Nachrichtenkanals N24, seit Anfang 2011 als erster TV-Sender im Portfolio, sei ein starker Wachstumstreiber gewesen, so Dölz. Weitere Neuzugänge waren die Website Motorvision.de, das Entertainment-Netzwerk Giga sowie vertikale Netzwerke. Seit Anfang 2012 vermarktet IQ Media zudem süddeutsche.de. Im Printportfolio verbuchte der Vermarkter ein Plus von gut acht Prozent, im Onlinesegment von 35 Prozent. Bei den Beteiligungen (u.a. die Wirtschaftsdatenbank Genios) und bei den Fachmedien habe die Gruppe eine „verlässliche zweistellige Rendite“ erwirtschaftet, sagt VHB-Geschäftsführer Michael Stollarz.
Die Anzeigenerlöse der Gruppe legten um 4,7 Prozent zu, die Flaggschiffe „Handelsblatt“ und „Wirtschaftswoche“ konnten ihren Anteil am Anzeigenmarkt um 2,9 Prozent und zehn Prozent ausbauen. Die digitalen Produkte trugen 14 Prozent zum Gesamtanzeigenumsatz bei. Dölz führt diesen Wachstumstrend vor allem auf die positive Reichweitenentwicklung der Online-Portale zurück: Die Visits bei handelsblatt.com stiegen gegenüber Vorjahr um 21 Prozent (auf durchschnittlich 11,3 Millionen), die bei Wirtschaftswoche Online um zwölf Prozent (auf im Schnitt 1,8 Millionen Visits).
Im Vertrieb konnte die VHB leicht zulegen, die Erlöse stiegen hier um zwei Prozent. Das „Handelsblatt“ steigerte im letzten Quartal 2011 seine Abo-Auflage um gut drei Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf knapp 82.000 Exemplare. Damit lag die Zahl der Abonnenten erstmals seit dem Quartal 1/2010 wieder über 80.000. Diese Grenze werde voraussichtlich auch im ersten Quartal 2012 nicht unterschritten, sagt Dölz. Die verkaufte Auflage blieb mit knapp 137.000 Stück stabil. Die „Wiwo“ verlor hier rund zwei Prozent, was neben Verlusten im Abo (minus zwei Prozent) vor allem weniger sonstigen Verkäufen (minus 35 Prozent) geschuldet ist.
In den Digitalbereich will die Gruppe in diesem Jahr stark investieren, um die Umsätze hier weiter zu steigern. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf neue kostenpflichtige Angebote. Gerade kam die „Wiwo“ mit einer Bezahl-App auf den Markt. "2011 haben unsere Paid-Content-Modelle einen guten sechsstelligen Betrag zum Umsatz beigetragen. Das wollen wir weiter ausbauen“, kündigt Geschäftsführerin Dölz an. „In den Millionen-Bereich werden die Umsätze im Jahr 2012 allerdings nicht kommen", schränkt sie ein.
So soll im Herbst die kostenpflichtige Smartphone- und Tablet-App „Handelsblatt live“ starten, eine Weiterentwicklung der E-Paper-App. Einen Bericht des „Hamburger Abendblatts“, nach dem es sich dabei um eine sich permanent aktualisierende Anwendung handelt, kommentiert die Verlagsgruppe nicht. Die Anfang 2011 eingeführte App „Handelsblatt first“ soll hingegen kostenlos bleiben. Diese finanziert sich durch Sponsoren wie derzeit Microsoft und FedEx.
Auch an neuen Abo-Modellen wird gearbeitet - die Bündelung von Print-Abos mit digitalen Angeboten soll ausgebaut werden. Details will Dölz noch nicht nennen. Im Mobile-Segment plant die VHB eine browserunabhängige Web-App für das "Handelsblatt", die noch vor dem Sommer starten soll. Sie wird die bisherigen iPhone- und Blackberry-Apps ersetzen und soll die Reichweite erhöhen. Den E-Paper-Vertrieb will Dölz ebenfalls vorantreiben. „Wir haben eine sehr mobile Zielgruppe, deshalb erwarten wir hier noch deutliche Steigerungen.“
Die Konkurrenz durch das im Januar gestartete deutsche Portal des „Wall Street Journal" macht sich laut Dölz bisher nicht bemerkbar: "Bisher merken wir keinen Effekt. Das leichte Minus der Page Impressions im Februar ist darauf zurückzuführen, dass der Monat zwei Tage kürzer war."