"Das können Privatsender mit ihrem Finanzierungsmodell nicht. Wir nehmen uns die Zeit für eine umfassende Berichterstattung und verbinden Massensportarten und Randsportarten."

"Polit-Talkshows sind zu dominant"

Wilhelm forderte außerdem mehr Vielfalt in der Politikberichterstattung im Ersten. Die Talkshows seien zu dominant geworden. "Wir vernachlässigen dabei, was mit anderen Formaten zusätzlich möglich wäre. Mit Dokumentationen, Themenabenden, mit dem Ausleuchten großer Themenkomplexe."

Um bezahlbare Qualität zu liefern, will die ARD auch in Zukunft mit Partnern zusammenarbeiten. Wie im Fall "Babylon Berlin" mit Sky. "Diese großen Budgets können wir alleine nicht stemmen. Also werden wir natürlich Partner brauchen und gemeinsam Hochwertiges produzieren, auch wenn wir nur einen Teil der Rechte nutzen können - ähnlich wie im Sport."

"Journalisten verkörpern zu sehr bestimmte Milieus"

Außerdem kritisierte der die journalistische Arbeit der ARD. Der Sender müsse stärker daran arbeiten, nicht nur bestimmte Milieus abzudecken: "Die Probleme vieler Menschen finden in den unmittelbaren Tageserlebnissen von Journalisten nicht in dem Maße statt, wie es für die Bevölkerung repräsentativ wäre." Es komme darauf, genau hinzuschauen, welche Themen den Menschen wichtig seien. "Auch bei der Frage: Welche Lebenswelten kommen bei uns eigentlich wie vor? Haben wir genügend Themen vom Land zum Beispiel? Da müssen wir stärker an uns arbeiten."

Ab Januar ist der Bayerische Rundfunk ein Jahr lang die federführende Anstalt der Landesrundfunkanstalten; eine Verlängerung um ein weiteres Jahr ist üblich. BR-Intendant Wilhelm übernimmt das Amt des ARD-Vorsitzenden von der MDR-Intendantin Karola Wille. Der 56-Jährige war zuvor Regierungssprecher von Angela Merkel.