Operation Osama: Taffe Headlines und viele Vertipper
"Laden-Schluss", "Rot in hell" oder auch "Daheim in der Hölle": Die Presse titelt den Tod Osama bin Ladens durchaus derb. Auch die Zahl der Verwechslungen mit Barack "Obama" ist hoch.
Twitter ist schneller gewesen – die Nachricht vom Tod des Terrorführers Osama bin Laden haben Web-Berichte längst gemeldet, bevor US-Präsident Barack Obama um 4.35 Uhr deutscher Zeit vor die Kameras getreten ist und die Sensations-Nachricht vom Tod des Al-Qaida-Chefs verkündet hat. Erst nachdem via Twitter im Sekunden-Takt unter dem Kürzel "#OBL" Beiträge einlaufen, springen die US-Nachrichtensender CBS, CNN und ABS auf den Zug auf. Die frisch gegründete Facebook-Gruppe "Osama bin Laden is DEAD" versammelt innerhalb weniger Stunden mehr als 250.000 Fans.
Da haben die Zeitungen nur das Nachsehen – vielleicht mit ein Grund, warum am Dienstag so manche Headline zum Ereignis besonders dramatisch ausgefallen ist. Vor allem die US-Presse, die den Tod des Terroristenführers teils schon regelrecht geschmacklos bejubelt, geht in die Vollen. "The New York Daily News" etwa widmet der Titelseite das Thema "Rot in hell", das besonders konservative texanische "Star-Telegram" meldet nur schlicht "We got him". Auch die deutsche Presse überschlägt sich – und lässt sich zu Überschriften wie "Laden-Schluss" ("taz") oder "Daheim in der Hölle" ("Berliner Kurier") herunter. Selbst die böse Satire lässt nicht auf sich warten.
Auffällig: Der Kampf um die schnelle News hat über alle Medien hinweg zu einer wahren Flut an Vertippern geführt. Nicht nur Regierungssprecher Steffen Seibert, zuvor versierter ZDF-Anchor, hat mit der Twitter-Nachricht "Obama verantwortlich für Tod Tausender Unschuldiger" daneben getippt und den US-Präsidenten versehentlich an die Stelle des Terror-Anführers gesetzt. Der erzkonservative US-Sender Fox hat etwa die Eilmeldung verbreitet: "Obama bin Laden tot". Spiegel-Online ist mit "US-Militär soll Obama auf See bestattet haben" aufgetreten. "Obama tot: US-Dollar steigt" hat der britische TV-Sender BBC kurze Zeit auf seiner Webseite vermeldet.
Viel zu tun beispielsweise für "Kobuk", den Medienwatchblog von Studierenden der Lehrveranstaltung "Multimedia- Journalismus" am Publizistikinstitut der Uni Wien. Dort widmet man sich gerne journalistischen Fehlleistungen aller Art. Auch die seriösen Nachrichtenagenturen Reuters und APA sind auf den "kleinen Unterschied" hereingefallen: "Im August 2010 gewonnene Geheimdiensterkenntnisse hätten die USA letztlich auf die Spur Obamas geführt", heißt es in einer Reuters-Meldung, die in einer bearbeiteten Fassung den Weg ins APA-Netz gefunden hat.