VDZ:
"Print ist ein stabiler Anker"
Der Verlegerverband VDZ sieht Zeitschriften im Werbemarkt unterbewertet, erwartet aber stabile Umsätze für 2017.
Mit einem Gesamtumsatz von 14,8 Milliarden Euro (Vorjahr 14,7 Milliarden) haben die deutschen Zeitschriftenverleger im vergangenen Jahr trotz abschmelzender Auflagen einen stabilen Gesamtumsatz erwirtschaftet. Die Fachpresse hat daran einen Anteil von etwa 4 Milliarden Euro. Die Renditen seien zwar "nicht mehr dieselben wie vor 20 Jahren", sagte Stephan Scherzer, Geschäftsführer des Zeitschriftenverleger-Verbandes VDZ in Berlin. Aber seit der der Lehmann-Krise 2009 seien die Ergebnisse der Zeitschriftenverlage Jahr um Jahr wieder gewachsen - zwischen einem und 2,5 Prozent bei der Fachpresse und zwischen zwei und drei Prozent bei den Publikumszeitschriften -genug, um in neue Produkte zu reinvestieren. Auch für 2017 geht der Verband von einer stabilen Entwicklung aus.
Print ist unterbewertet
"Print ist ein stabiler Anker in der flüchtigen digitalen Welt", sagte Scherzer. Zeitschriften seien "ein solides Umfeld für Werbungtreibende", und sie garantierten als bezahltes Medium Aufmerksamkeit. Diese Kombination werde von den Werbekunden viel zu wenig geschätzt. Sie suchten den schnellen Klick, riskierten dabei aber über Technologie in unschöne Umfelder eingespielt zu werden.
Der Druck auf die Anzeigenerlöse bleibt dennoch. Die verkaufte Auflage ist weiter gesunken, sowohl im Abo- als im Einzelverkauf. Das wirkt sich auf die klassischen Verlagsumsätze in Vertrieb und Anzeigengeschäft aus. 2017 rechnen die Verleger mit einem Rückgang von 1,6 Prozent im Vertrieb und 1,9 Prozent im Anzeigengeschäft, ergab die Trendumfrage des VDZ unter den 500 Mitgliedern.
Umsatzzuwächse erwarten die Verleger zwar auch aus dem Launch neuer Printtitel, vor allem im Bereich einmalige Sonderausgaben und Special Interest. Für neue Umsätze sorgen aber inzwischen eher neue Online- und Mobile-Angebote. Neue Erlösquellen erhoffen sich die Verlage 2017 mehrheitlich über weitere Diversifikation-Mmaßnahmen - zum Beispiel E-Commerce oder Datenbank-Services (62 Prozent der Verlage), Content-Marketingdienstleistungen (52 Prozent), Programmatic Advertising (50 Prozent) oder Native Advertising (35 Prozent).
Facebookgesetz eine Katastrophe
Politisch gab Scherzer ein klares Statement gegen das "Fakenews-Gesetz" von Justizminister Heiko Maas ab. "Facebook als gößte Inhaltedrehscheibe zum Zensor zu machen ist eine Katastrophe", sagte der VDZ-Geschäftsführer. Das geltende Recht reiche völlig aus. Lieber solle man die Strafverfolgungsbehörden so ausstatten, dass sie geltendes Recht in den sozialen Netzwerken durchsetzen könnten. Facebook solle lieber verpflichtet werden, rund um die Uhr erreichbar zu sein und Ressourcen aufzubauen, um geltendes Recht nach Aufforderung durch die Behörden zügig umzusetzen. Auch dem Faktencheck durch Verlage auf Facebook erteilt Verbandsgeschäftsführer Scherzer eine Absage: "Verlage sind nicht die Müllmänner der Nation".