Fernsehwerbung:
ProSiebenSat.1: TV-Geschäft bricht ein
Das TV-Werbegeschäft von ProSiebenSat.1 entwickelt sich im dritten Quartal schlechter als gedacht. Das Digital- und Produktionsbusiness bereitet dem Konzern deutlich mehr Freude.
Alle Hoffnungen ruhen für die ProSiebenSat.1 Media SE derzeit auf dem vierten Quartal: Denn der Konzern geht davon aus, "dass TV-Werbeausgaben auf das Jahresende verlagert werden und es hier im vierten Quartal zu einer deutlichen Verbesserung kommen wird." Im dritten Quartal, auf das das Haus noch vor kurzem gehofft hatte, wird das nicht mehr klappen, so viel steht schon fest. Denn die TV-Werbeeinnahmen in Q3 "entwickeln sich unter den bisherigen Erwartungen“, verkündete ProSiebenSat.1 jetzt in seinem Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung.
Die Unterföhringer rechnen im dritten Quartal für das deutschsprachige TV-Geschäft im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzrückgang "im mittleren einstelligen Prozentbereich". Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum wurde hier ein Umsatz von 472 Millionen Euro erzielt. Das aktuelle Quartal sei auch noch vielversprechend gestartet. Doch dann hätten frühzeitige Kunden-Rückmeldungen für September, den wichtigsten Monat des aktuellen Berichtszeitraums, gezeigt, dass das geplante Ziel wohl nicht erreicht wird.
Steigerung im "niedrigen einstelligen Prozentbereich"
Als Konsequenz passt die Gruppe ihren Gesamtjahresausblick für den TV-Werbemarkt in Deutschland an. Vorbehaltlich der Dynamik im vierten Quartal erwartet ProSiebenSat.1, dass der deutsche TV-Werbemarkt im Jahr 2017 in etwa das Niveau des Vorjahres erreichen wird. Zuletzt war man noch von einem Plus von 1,5 bis 2,5 Prozent ausgegangen. Für das eigene Haus hält das Unternehmen im TV-Werbemarkt aber eine Steigerung "im niedrigen einstelligen Prozentbereich" für möglich.
In anderen Geschäftsbereichen läuft es deutlich besser: TV-Distribution und Produktion sowie das Digitalgeschäft entwickeln sich nach Angaben des Unternehmens "anhaltend positiv" – und zwar so sehr, dass ProSiebenSat.1 für das dritte Quartal weiterhin von einem Anstieg des Konzernumsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich (Vorjahr: 857 Millionen Euro) ausgeht. Bis zum Jahresende soll der Konzernumsatz mindestens um einen "hohen einstelligen Prozentbereich" zulegen.
Der Konzernumbau läuft
In Arbeit befindet sich auch der Umbau: Die "Überprüfung der Konzern-Segmentstruktur und bestimmter Portfoliomaßnahmen" sei bereits eingeleitet worden. Konkret geht es um das mögliche Zusammenfassen des Digital- und Sender-Business "zu einem gemeinsamen Entertainment-Segment" – auch, um damit Kostensynergien zu schaffen.
Das gilt auch für den Werbeverkauf. Die immens vielen Spots für eigene Digital-Töchter das regulär zahlende TV-Werbeklientel verärgert. Eine Folge, ProSiebenSat.1 setzte nach W&V-Informationen die Brutto-Werbeleistung für eigene Unternehmen von Januar bis Juli um rund 130 Millionen Euro herunter. Die Neustrukturierung fällt in den Bereich von Chief Commercial Officer Sabine Eckardt, die als eine mögliche Nachfolgerin von CEO Thomas Ebeling gehandelt wird.
Für das Produktions- und Commerce-Geschäft gibt es außerdem Überlegungen, "Co-Investitionen oder Unternehmenskombinationen" einzugehen – also beispielsweise mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Auch einen Börsengang des Bereichs oder von Teilen davon will man in Unterföhring nicht ausschließen. Wie es weitergeht, soll am 9. November schon klarer sein – dann werden die nächsten Quartalzahlen verkündet.