Der TV-Konzern schafft nun Fakten, bevor die Länder Mitte Juni über regionalisierte Werbung beraten. W&V Online hat den Zeitungsverlegerverband BDZV mit den aktuellen Vorgängen konfrontiert. Die Blattmacher wehren sich seit Ankündigung des Vorhabens durch ProSiebenSat.1 gegen die Pläne. Beim BDZV heißt es nun nach dem Vordringen in Bayern: "Wir gehen davon aus, dass die Bundesländer umgehend die richtigen Maßnahmen treffen, um zu verhindern, dass bundesweite Programmanbieter ihre Werbung regional auseinanderschalten und damit die Finanzierungsgrundlage regionaler Medien gefährden, ohne selbst einen Beitrag zur regionalen Medienvielfalt zu leisten." Ein ausdrückliches Verbot regionaler Werbung für TV-Anbieter mit nationalem Programm sei bisher nicht vorhandem gewesen, immerhin sei es auch technisch gar nicht möglich gewesen, Werbung regional auseinanderzuschalten.

Der BDZV appelliert an die Länder: "Umso wichtiger ist es, dass der Gesetzgeber jetzt handelt und diese Lücke schließt. Bisher gilt der medienpolitische Konsens, dass regionale Werbung die regionalen Inhalte finanzieren soll. Wenn das Bundesverwaltungsgericht dies im Text des Rundfunkstaatsvertrages vermisst, müssen die Länder diesen Konsens umgehend in den Rundfunkstaatsvertrag aufnehmen."

Unterdessen kommt aus Bayern heftigster Widerstand gegen die Ehe zwischen SevenOne Media und dem Vermarktungsverbund TV Bayern - aus dessen eigenen Reihen: Die bayerischen Lokal-TV-Sender München.tv, München 2, RTL München Live, Augsburg.tv, Allgäu.tv und Regio TV Schwaben wenden sich demnach "gegen eine Zusammenarbeit" bei der Vermarktung von regionalen TV-Werbezeiten. "Leider haben wir erst aus der Presse erfahren müssen, dass unser Vermarkter TV Bayern offensichtlich eine Zusammenarbeit mit der ProSiebenSat.1 Media AG anstrebt. Wir halten diese Zusammenarbeit nicht für zielführend und möchten klarstellen, dass wir eine Vermarktung durch ProSiebenSat.1 ablehnen", kommentiert München.tv-Chef Christoph Winschuh die Pläne.

Die sechs bayerischen Regionalfernsehsender sehen in der angekündigten Zusammenarbeit "keinen Fortschritt für die Gattung Lokalfernsehen und befürchten zudem Irritationen im Werbemarkt“ und wollen das "unabgestimmte Vorgehen von TV Bayern“ nicht akzeptieren. "Sollte es tatsächlich zum Abschluss eines Vermarktungsvertrages zwischen TV Bayern und ProSiebenSat.1 kommen, werden die sechs Sender die Zusammenarbeit mit TV Bayern unverzüglich aufkündigen", droht Felix Kovac, Geschäftsführer von Augsburg.tv und Regio TV Schwaben. Und: "Außerdem möchten wir klarstellen, dass wir uns ganz eindeutig gegen eine regionale Auseinanderschaltung von Werbung in bundesweiten Fernsehprogrammen aussprechen. Wir appellieren daher an die Ministerpräsidentenkonferenz, die sich am kommenden Freitag mit diesem Thema befasst, den Rundfunkstaatsvertrag in unserem Sinne zu ändern", ergänzt Winschuh.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.