Ifem-Studie zum TV-Programm:
So unterscheiden sich ARD, ZDF, RTL, ProSieben und Sat.1
Was öffentlich-rechtliches Fernsehen anders macht als privates - das belegt eine aktualisierte Programmanalyse. Worin sich ARD, ZDF, RTL, ProSieben und Sat.1 unterscheiden.
Wenn Sie als Werbungtreibender das Umfeld Serien suchen, sind Sie bei ProSieben auf der sicheren Seite. Bei Sat.1 werden Sie ebenso wie bei RTL viele Realityformate finden. Bei ARD und ZDF bekommen Sie – wie gehabt nur vor 20 Uhr – Umfelder in den Bereichen Information, Sport, eigenproduzierte Serien oder Quiz.
Erst einmal wenig Überraschendes, was das Kölner Institut Ifem in seiner aktualisierten Programmanalyse der fünf Vollprogramme fürs TV-Jahr 2016 ermittelt hat. In der jetzt in der Fachzeitschrift "Media Perspektiven" veröffentlichten Untersuchung steht neben den Programmstrukturen auch die tageszeitliche Platzierung der Programmangebote im Fokus. Hier gibt es einige Veränderungen.
Wo mehr Information platziert wird
Die Details: Sowohl in der Gesamtsendezeit als auch in der Primetime übertreffen die Informationsanteile im Ersten und im ZDF diejenigen bei RTL, Sat.1 und ProSieben deutlich. Ein leichter Rückgang des Informationsanteils in der ARD resultiert dabei laut Ifem teils aus Wettkampfübertragungen im sportintensiven Jahr 2016, teils aus der Ausweitung nonfiktionaler Unterhaltung.
Das Erste und das Zweite bestreiten ihre umfangreicheren Informationsangebote weiterhin "vor allem mit klassisch-journalistischen Sendungsformen", wie es heißt. Im Ersten wurden Fernsehfilme und Quiz ausgeweitet und Serien reduziert. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern verteilen sich die Sendungsformen "gleichmäßiger über den gesamten Tag", wie es heißt.
Die großen Privatsender profilieren sich hingegen verstärkt durch Realityformate, insbesondere Scripted Doku-Soaps. Bei Sat.1 sei ein "sukzessiver Ausbau der nonfiktionalen Unterhaltung zulasten von Fiction" auffällig. Wörtlich heißt es: "Veränderungen der Sendungsformen gab es bei Sat.1 durch Ausweitung der Realityformate im Austausch gegen Serien."
Wie Privat-TV Inhalte verteilt
Bei RTL und Sat.1 konzentrieren sich Ifem zufolge Realityformate stark auf das Tagesprogramm, während zur Hauptsendezeit konventionelle Formen der nonfiktionalen Unterhaltung und vor allem Fictionformen angeboten würden. Alle Sender bis auf ProSieben senden abends mehr Fiction als tagsüber. Der Münchner Sender bestreitet nach Ifem-Angaben fast die Hälfte seines Gesamtangebots mit Serien – diese bestreiten dabei das Tagesprogramm, andere Formen die Hauptsendezeit.
Das Ifem-Fazit zur Analyse der Inhaltsstrukturen lautet: Beim Ersten und beim ZDF ist Politik ein wesentlicher Teil des Angebots auch zur Hauptsendezeit. Mit Inhalten der Kategorie Recht/Kriminalität/Unfall bestreiten RTL und Sat.1 große Teile des Tagesprogramms, zur Hauptsendezeit bevorzugen sie eher alltagsnahe Themen.