Springer legt großen Wert auf journalistischen Anspruch
Wahrung der publizistischen Grundsätze, Glaubwürdigkeit, verantwortliche Meinungsbildung - das verlangt die Axel Springer AG von ihren Redakteuren.
Es ist noch gar nicht lange her, da wurde mal wieder öffentlich über die Qualität der "Bild-Zeitung" diskutiert. Im Mai lehnten Hans Leyendecker und seine Kollegen Nicholas Richter und Klaus Ott den prestigeträchtigen Henri-Nannen-Preis für die "Beste investigative Leistung" ab. Die Autoren der "Süddeutschen Zeitung" wollten nicht mit den "Bild"-Journalisten auf eine Stufe gestellt werden, die für ihre Berichte zur Wulff-Affäre ebenfalls die Auszeichnung erhielten.
Eine Reaktion, die man bei Springer wahrscheinlich nicht hat nachvollziehen können, wird dort doch ebenso viel Wert auf Ethik und Grundsätze gelegt wie in anderen Redaktionen auch. Schließlich sei man in dem Verlag davon überzeugt, dass journalistische "Standards und Leitlinien eine entscheidende Grundlage für noch höhere Glaubwürdigkeit und Relevanz journalistischer Arbeit bilden."
Was genau dafür zu tun sei, um Unabhängigkeit in der Berichterstattung zu wahren, darüber klärt Springer seine Mitarbeiter mittels eines Leitfadens auf. Darin heißt es etwa: "Redakteurinnen und Redakteure der Axel Springer AG sind sich der Verantwortung bewusst, die sie für die Information und Meinungsbildung in Deutschland haben." oder "Die Sorgfaltspflicht des Journalisten im Umgang mit Quellen ist für die journalistische Arbeit und das Ansehen der Presse in der Öffentlichkeit von höchster Bedeutung."
Weiterhin ist die Rede von unabhängigem Journalismus, der auf den publizistischen Grundsätzen des Pressekodex basiert. Der Kodex des Deutschen Presserates sieht unter anderem die Wahrung der Menschenwürde und die Achtung der Privatsphäre vor. Auch sollen Journalisten die Ehre eines Menschen schützen und niemanden verunglimpfen.
Es stellt sich die Frage, warum der Verlag seine freien Mitarbeiter auf derartige Selbstverständlichkeiten überhaupt hinweisen muss - wie viel Angriffsfläche der Konzern damit bietet, mag jeder für sich entscheiden. Die Leitlinien gibt es bei Springer seit 2003, sie "konkretisieren und erweitern das Verständnis der publizistischen Grundsätze des Pressekodex des Deutschen Presserates", heißt es von Verlagsseite.
Erst kürzlich sorgte "Bild" übrigens für Aufruhr: Ohne Zustimmung veröffentlichte das Blatt unverpixelte Fotos von Heidi Klums Kindern - so viel zu journalistischen Grundsätzen.