Doch die Situation hat sich in den letzten Jahren rapide geändert. Verzeichnete der Daily Telegraph 2004 noch eine verkaufte Auflage von 915.000 Exemplaren, waren es im September dieses Jahres laut Auflagenkontrolleur ABC nur noch 311.000. Der Gewinn vor Steuern lag im vergangenen bei nur noch eine Million Pfund.

Der Gewinnrückgang hat allerdings auch damit zu tun, dass der Verlag nach Jahren radikaler Kostensenkungsmaßnahmen im vergangenen Jahr eine neue digitale Investmentstrategie eingeschlagen und 39 zusätzliche Redakteursstellen geschaffen hat.

"Ich bin mir nicht sicher, ob sie (die Barclays) tatsächlich verkaufen wollen", sagte Bannon gegenüber der Times. Deshalb sei das ganze Projekt "vielleicht eine absolute Zeitverschwendung".

Langwieriger Verkaufsprozess erwartet

Eilig scheinen es die Barclays ohnehin nicht zu haben, bislang wurden noch keine Finanzinstitute offiziell damit beauftragt, den Verkaufsprozess einzuleiten. Laut Insidern könnte sich ein möglicher Verkauf bis zu 24 Monate hinziehen.

Zu der Meldung einer anvisierten Übernahme des Telegraph durch ein von Bannon initiiertes Konsortium twitterte der ehemalige Chefredakteur des linksliberalen Guardian, Alan Rusbridger: "Wenn Steve Bannon Eigentümer des Telegraph wird, wäre dies meiner Meinung nach das Ende des Telegraph."


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.