Studie: Dem Genuss gehört die Zukunft
Die Genusskultur ist im Wandel begriffen, sagt eine Studie des Zukunftsinstituts: Genuss wird künftig nicht mehr nur für gutes Essen und Trinken stehen, sondern auch für Aspekte wie Sinnstiftung und Selbstverwirklichung.
Die Genusskultur ist im Wandel begriffen: Genuss wird künftig nicht mehr nur für gutes Essen und Trinken stehen, sondern auch für Aspekte wie Sinnstiftung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Damit verändert sich auch der Blick auf den Konsum generell. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zukunftsinstituts. Darin beleuchten die Studienautoren Thomas Huber, Anja Kirig, Cornelia Kelber und Hanni Rützler sechs zentrale Genusswelten der kommenden Jahre, in deren Lebensbereich der Genuss zum integralen Bestandteil des Alltags und weiter an Marktrelevanz gewinnen wird („BuSINNess – der Wandel der Genusskultur“, ISBN 978-3-938 284-62-9, 140 Seiten, 130 Euro).
Die Sehnsucht der Konsumenten nach einem „Food Change“, nach einer neuen Esskultur, beobachten die Zukunftsforscher im Lebensmittelmarkt. „Die Feinschmecker von morgen sind nicht nur aufgeklärter und anspruchsvoller, sondern auch kritischer“, heißt es beim Zukunftsinstitut, „immer öfter nehmen sie Lebensmittel als UFOs , als ‚Unidentified Food Objects’, wahr.“ Die Kunst der Unternehmen werde in Zukunft darin bestehen, den mündigen „Prosumenten“ – ein Portmanteau aus den Wörtern Produzent und Konsument – als Kenner, Liebhaber zu gewinnen und ihn schließlich zum Fan seiner Produkte und Dienstleistungen zu machen.
Auch Zeitsparen gilt den Forschern als neuer Genuss-Faktor. Entschleunigung, Rückkehr zur Langsamkeit und Besinnung auf elementare Werte des Seins stehen künftig deshalb hoch im Kurs. „Für Unternehmen wird die Kunst darin bestehen, das Konsumgut Zeit richtig zu vermarkten“, sagen die Autoren, „nichts ist somit kundenfreundlicher als die Dienstleistung Zeitsparen.“ Entsprechend werde das Verschwenden von Zeit zur Genussaufgabe. Freizeitgenuss werde immer stärker nicht mehr ausschließlich über freie Zeit definiert, sondern über das darin enthaltene Lebensentwicklungspotenzial. Auf den Tourismusmärkten lasse sich beobachten, dass Reduzierung, Ursprünglichkeit und Natürlichkeit die neuen Schlagworte sind. „So wird das Verschwenden von Zeit zur neuen Genussaufgabe und muss neu erlernt werden“, sagen die Forscher.
Den möglicherweise größten Wachstumsmarkt im sich ausbreitenden Genusskonsum sehen die Autoren in den Bereichen Ästhetik und Schönheit. So sind sich die Zukunftsblicker einig, dass die Menschen in Zukunft dem Gleichnis von Schönheit gleich Gesundheit gleich Selbstbewusstsein gleich Erfolg nacheifern werden – doch nach individuellen Maßstäben, einem Verständnis des Körpers als Eigenprodukt und unter dem Aspekt der Selbstverantwortung. „Schönheit ist gestaltbar und muss Spaß machen“, so die Einschätzung, „das Streben danach, der Prozess und das Ergebnis, sollen zum Genuss und nicht zur Qual werden.“ Die Genusswelt Schönheit beschreibe das individuelle Körperverständnis der Moderne und lasse Ästhetik zum Top-Genussmarkt werden.