Im Falle der Mandy haben wir uns um das Mädchen im Vorfeld der Ausstrahlung und auch danach intensiv gekümmert und es berührt, wie viel Zuspruch die Familie für ihren Mut aus der Öffentlichkeit erfährt. Ich bin Psychologin und habe mich auf Kinder- und Jugendliche spezialisiert und kann dank meiner Erfahrung als Filmemacherin sensibel an das Thema herangehen. Bereits vor 30 Jahren habe ich erstmals einen Film für die ARD zu diesem Thema gemacht.

Diwafilm ist ein bekanntes Produktionsunternehmen und unter anderem Anwärter auf den Europäischen Fernsehpreis für eine Reportage über gefälschte Medikamente. Sie haben bisher nur für öffentlich-rechtliche Sender gearbeitet. Warum läuft „Tatort Internet“ gerade auf RTL II?

Wir hätten das Format sehr gerne für jeden Sender und mit dem gleichen Engagement gemacht. Aus dem einzigen Grund: Weil das Thema wichtig ist und endlich Sensibilität für das Thema geschaffen werden muss. Dringend. Wir produzieren „Tatort Internet“ besonders gerne für RTL II, weil wir hier Kinder, Jugendliche und deren Eltern – und wie wir jetzt sehen – viele Lehrer erreichen. Es war übrigens Interpol, die uns auf dieses Thema aufmerksam gemacht hat. Sie haben uns gebeten aktiv zu werden, weil man schon jetzt das Thema weltweit nicht mehr in Griff bekommt.

Dennoch: RTL II bedient mit Formaten wie Big Brother und Frauentausch häufig auch einen sexistischen Voyeurismus.

Nur RTL II hatte den Mut, das Thema aufzugreifen. Wir wollen mit „Tatort Internet“ die Menschen, vor allem die Eltern und Lehrer wachrütteln. Und eines haben wir im übrigen bereits jetzt erreicht: Die Pädophilen sind vor uns auf der Hut. Die einschlägigen Foren sind seit Ausstrahlung von „Tatort Internet“ mit dem Hinweis „Wir sind zur Zeit im Urlaub“ nicht zu erreichen.


Autor: Lisa Priller-Gebhardt

Sie schreibt als Autorin überwiegend für W&V. Im Zentrum ihrer Berichterstattung steht die geschwätzigste aller Branchen, die der Medien. Nach der Ausbildung an der Burda Journalistenschule schrieb sie zunächst für Bunte und das Jugendmagazin der SZ, Jetzt. Am liebsten sind ihr Geschichten der Marke „heiß und fettig“.