Proteststurm nach "schlimmstem Tweet":
Trump beleidigt MSNBC-Moderatorin via Twitter
"Sie blutete wegen eines Facelifts": US-Präsident Donald Trump hat erneut eine Journalistin attackiert - und wurde persönlich. Auch Republikaner kritisieren ihn.
US-Präsident Donald Trump hat mit einer beleidigenden Attacke auf eine MSNBC-TV-Moderatorin einen Proteststurm ausgelöst, der selbst für die politisch hitzigen Zeiten in den USA ungewöhnlich ist. Trump hatte am Donnerstag getwittert, Mika Brzezinski habe ihn in seinem Anwesen in Mar-a-Lago unbedingt sehen wollen, obwohl sie nach einer Lifting-Operation im Gesicht stark geblutet habe. Er beschrieb sie als "verrückte Mika", ihren Moderations- und Lebenspartner Joe Scarborough als "Psychopathen".
Nicht nur in sozialen Medien löste der Angriff eine Welle wütender Proteste aus. Viele nannten Trumps Einlassung seinen bisher schlimmsten Tweet, er sei ein Sexist. Selbst republikanische Senatoren äußerten sich. Ben Sasse: "Bitte stoppen Sie das. Das ist nicht normal und es ist unterhalb der Würde Ihres Amtes." Lindsey Graham: ”Mr. President, Ihr Tweet (...) steht für das, was mit Amerikas Politik schief läuft, nicht für Amerikas Größe.“
Hintergrund: Die beiden Moderatoren der viel gesehenen MSNBC-Sendung "Morning Joe" begleiten Donald Trump sehr kritisch, früher war die Beziehung ambivalenter. Trumps Beziehung zu den meisten Medien ist sehr schlecht.
Wie das Weiße Haus reagiert
Das Weiße Haus sah keinen Anlass, etwas von den Attacken zurückzunehmen. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte bei Fox News, Trump vergelte Feuer mit Feuer. Die Sprecherin von Trumps Frau Melania verlautbarte, die First Lady habe immer gesagt, werde ihr Mann attackiert, schlage er zehn Mal so hart zurück.
MSNBC erklärte: "Es ist ein trauriger Tag für Amerika, wenn der Präsident seine Zeit damit verbringt, jemanden zu drangsalieren, zu lügen und läppische persönliche Attacken auszuspeien, statt seine Arbeit zu machen."
CNN-Reporter veröffentlichten indes auf Twitter ein Foto von Brzezinski, das sie an dem Datum zeigen soll, zu dem Trump sie aufs Korn nahm. Sie hat dort weder Pflaster noch Wunden.
Was die Betroffenen sagen
Brzezinski hat sich inzwischen gegen das Trump-Mobbing gewehrt und Zweifel an seiner Qualifikation für das Amt geäußert. "Er scheint ein fragiles, ungeduldiges, kindliches Ego zu haben, das wir wieder und wieder sehen konnten, besonders wenn es um Frauen geht", sagte sie am Freitag in der Show "Morning Joe", die sie gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Scarborough moderiert. Es sei alarmierend, dass der Präsident so schnell aus der Fassung gerate, fügte die 50-Jährige hinzu.
Die beiden Moderatoren verschoben einen Urlaub, um am Freitagmorgen in ihrer Show auf Trumps Angriff reagieren zu können. Scarborough sagte, Trump nehme Aussagen von Frauen viel persönlicher als von Männern und sei "sehr viel grausamer" zu ihnen. "Er greift Frauen an, weil er Angst vor Frauen hat."
Das Paar bezichtigte Donald Trump zudem der Lüge. Es stimme nicht, dass Brzezinski wegen eines Face-Lifts geblutet habe. Sie habe lediglich "ein wenig Haut" unter ihrem Kinn straffen lassen, erklärte die Moderatorin.
W&V Online/dpa