Beschäftigungsgesellschaft:
Übergangslösung für insolvente "Abendzeitung" steht
94 von 102 Verlagsmitarbeitern der insolventen "Abendzeitung" wechseln Ende Juni für mindestens vier Monate in eine Beschäftigungsgesellschaft.
Nach der Regelinsolvenz der Münchner "Abendzeitung" zum Wochenauftakt meldet der Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach am Freitag, sein Team habe "eine Übergangslösung auf die Beine gestellt". Ab dem 30. Juni werden demnach 94 von 102 Verlagsmitarbeitern in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln. Sie wird aus der Insolvenzmasse des Verlags, der die "AZ" verlegt, finanziert und für mindestens vier Monate bestehen. "Zudem haben die Bundesanstalt für Arbeit, die Landeshauptstadt München und das Bayerische Wirtschaftsministerium ihre Unterstützung zugesagt", heißt es von Bierbach, der hinzufügt: "Ich bin dankbar, dass wir dem Wunsch der Belegschaft nach einer Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft nachkommen können. Mein besonderer Dank gilt dabei dem Betriebsrat für die zügigen und sehr konstruktiven Verhandlungen."
Die finanziellen Voraussetzungen für die Finanzierung habe der Verlag in den vergangenen Monaten durch Fortschritte auf der Kosten- und Erlösseite geschaffen. So konnte Bierbach unter anderem die Druckkosten senken, während das traditionsreiche Boulevardblatt Ende April den Einzelverkaufspreis deutlich anhob: von 60 Cent auf ein Euro, die Wochenendausgabe von 80 Cent auf 1,20 Euro. Die Auflage des Einzelverkaufs sei seitdem um gut zehn Prozent gesunken - weniger als befürchtet, teilte damals das Team mit.
Bierbach verströmt weiter Zuversicht: "Unser Ziel ist weiterhin, eine Zukunftslösung für die AZ zu finden, die auch im Juni wie gewohnt erscheinen wird." Der AZ-Verlag hatte am 5. März vor dem Amtsgericht München Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Verleger Johannes Friedmann hatte nach eigenen Angaben aufgrund weiter sinkenden Anzeigen- und Vertriebserlösen keinen Sinn mehr darin gesehen, weiter Geld in das Blatt zu investieren.